In Deutschland sind krankheitsbedingte Fehlzeiten offenbar deutlich angestiegen. Die KKH Kaufmännische Krankenkasse in Hannover hat jetzt ihre Zahlen veröffentlicht, die einen Anstieg im ersten Halbjahr um gut 50 Prozent belegen. So konnten berufstätige KKH-Mitglieder zwischen Anfang Januar und Ende Juni bundesweit an rund 11,9 Millionen Tage aus Krankheitsgründen nicht arbeiten. Im entsprechenden Vorjahreszeitraum waren es noch 7,6 Millionen Tage.
In Niedersachsen fällt der Anstieg sogar noch höher aus. So fehlten berufstätige KKH-Mitglieder in Niedersachsen im ersten Halbjahr rund 657.000 Tage im Job. Im Vorjahreszeitraum waren es noch rund 398.000 Tage – ein Anstieg um rund 65 Prozent.
Deutlich über 100 Tage bei Depressionen
Da die Zahl der Krankheitsfälle sich zwar weiterhin auf hohem Niveau bewegt, aber im Vergleich der beiden Halbjahre nur leicht gestiegen ist, heißt das angesichts der stark gestiegenen Fehlzeiten: Beschäftigte sind deutlich länger krankgeschrieben. Das sei vor allem auf psychische Leiden zurückzuführen, so die KKH. So lag beispielsweise die durchschnittliche Krankschreibedauer bei wiederkehrenden Depressionen bei gut 112 Tagen. Zum Vergleich: Im Durchschnitt waren Beschäftigte im ersten Halbjahr dieses Jahres etwa 17 Tage krankgeschrieben. Im Vorjahreszeitraum waren es knapp 89 Tage aufgrund von Depressionen und 14,6 Tage im Schnitt.
Niedersachsen im Mittelfeld
Der Krankenstand im ersten Halbjahr 2023 lag bundesweit bei 6,3 Prozent, was bedeutet: An jedem Tag fielen im Schnitt 63 von 1000 Beschäftigten krankheitsbedingt im Job aus. Spitzenreiter ist Sachsen-Anhalt, mit 8,1 Prozent. Den geringsten Krankenstand verzeichnet Baden-Württemberg mit 5,1 Prozent. Niedersachsen bewegt sich mit etwa 6,5 Prozent im Rahmen des bundesdeutschen Durchschnitts. Im ersten Halbjahr 2022 lag der niedersächsische Krankenstand bei den KKH-Versicherten noch bei 5,9 Prozent.
Erkältung – Grippe – Corona
Verantwortlich für die nach wie vor hohe Zahl an Attesten im ersten Halbjahr 2023 war unter anderem die starke Erkältungs- und Grippewelle im Winter und Frühjahr: Die KKH meldet unter anderem eine Verdopplung Grippeerkrankungen. Die Bronchitis-Krankschreibungen stiegen um 150 Prozent. Eine klare Zunahme von fast 50 Prozent verbuchte die Ersatzkasse zudem bei Attesten in Zusammenhang mit Corona.
Eine Rolle bei diesen hohen Werten spielt laut KKH auch die elektronische Krankschreibung (eAU). Dadurch gehen mittlerweile nahezu alle Atteste bei den Krankenkassen ein – auch die kurzzeitigen, die nicht in einen Krankgeldfall münden. Als Patienten die gelben Scheine noch selbst an ihre Krankenkasse senden mussten, taten sie dies häufig nur bei längerer Krankheit. Die Dunkelziffer war entsprechend höher.
Grafiken auf der KKH-Website: Krankenstand nach Bundesländern und Fehlzeiten im Bundesvergleich.