Inzwischen blickt die Kongress-Veranstaltung „Women Power“, die am letzten Tag der Hannover Messe stattfindet, auf eine beachtliche Tradition zurück. Niedersachsens Kultusministerin und stellvertretende Ministerpräsidentin Julia Willie Hamburg hat am 21. April die 20. Auflage des Kongresses für female Leadership eröffnet. Mehr als 30 Expertinnen aus dem Mint-Bereich sind mit Vorträgen, Podiumsdiskussionen und Workshops vertreten. In einer begleitenden Ausstellung können sich die Teilnehmerinnen über Karriereperspektiven, Studien, Coaching- und Mentoring-Angebote sowie weitere arbeitspolitische Themen und Trends informieren.

Beim Einführungsvortrag hat Julia Willie Hamburg zusammen mit der Juryvorsitzenden Prof. Barbara Schwarze vom Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit aus Bielefeld den Engineer Powerwoman Award vergeben. Mit dem Preis zeichnet die Deutsche Messe AG jährlich eine Expertin aus, die sich durch ihren besonderen Einsatz in den naturwissenschaftlich-technischen Disziplinen verdient gemacht hat. Mit Dr. Christina Franke wird in diesem Jahr eine Frau geehrt, die ihre Karriere in einem Industrieunternehmen vorantreibt. Seit Mitte 2022 ist sie als Entwicklungsleiterin in der Business Unit Assembly Technology bei Bosch Rexroth in Stuttgart tätig.

Einen erfrischenden Einblick in ihren Karriereweg gab bei der Eröffnungsveranstaltung Fränzi Kühne (40), Gründerin der Digitalagentur Torben, Lucie und die gelbe Gefahr (TLGG), Edding-Vorständin und Bestsellerautorin („Was Männer nie gefragt werden. Ich frage trotzdem mal“). Zusammen mit Boontham Temaismithi ist die sie vor einem Jahr als Vorstands-Tandem bei der Edding AG eingestiegen, um das Unternehmen bei seinem Transformationsprozess „Strategie 2025+“ zu begleiten. Die beiden teilen sich die Rolle des Chief Digital Officer (CDO); das Modell gilt auf Vorstandsebene einer Aktiengesellschaft in Deutschland bisher als einzigartig. Die Managerin betonte, wie wichtig es sei, sich immer wieder zu verändern. Und berichtete gleichzeitig, wie schwierig Veränderung in tradierten Strukturen umsetzbar sind. Eine anspruchsvolle Aufgabe auch für die Führungsebene.

Zu den Karriere-Chancen von Frauen bemerkte sie, dass laut AllBright Stiftung in den 160 börsennotierten Unternehmen in Deutschland 599 Männer und 99 Frauen im Vorstand sitzen. Eine fast gute Nachricht dagegen: Zwar würden junge Frauen heute genauso oft in Führungspositionen befördert als Männer – aber nur, wenn sie Vollzeit arbeiten. Aufgabe der Führungskräfte sei es, Mitarbeiterinnen explizit zu fördern – beispielsweise auf Veranstaltungen – mitzunehmen, um die etablierten Männernetzwerke aufzuweichen. Die viele Frauen im Plenum ermunterte sie: „Sagt ja, wenn Führungspositionen vergeben werden.“

Sowohl Julia Willie Hamburg als auch Fränzi Kühne fordern von Arbeitgebern frauen- und familienfreundlichere Strukturen. Und rieten den Teilnehmerinnen explizit zum Netzwerken: „Bildet Banden, damit wir da stärker sind!“, sagte Fränzi Kühne.

Moderiert wurde die Veranstaltung von Ninia Binias, Mitglied im G7-Gleichstellungsbeirat und Poetry-Slammerin aus Hannover.

Ein Netzwerk für Unternehmerinnen gibt es übrigens auch bei der IHK Hannover. Kontakt: Annina Häfemeier, Tel. 0511 3107-305, annina.haefemeier@hannover.ihk.de (dö).

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