Die Unternehmen, die ausbilden, müssen junge Menschen heute nicht nur vom eigenen Betrieb, sondern auch von den Vorteilen einer dualen Berufsausbildung überzeugen. Dabei unterstützt sie die IHK durch verstärktes Ausbildungsmarketing.

Auszubildende zu finden, ist gerade in der heutigen Zeit nicht einfach. Der demografische Wandel und die daraus resultierenden wenigen oder fehlenden Bewerbungen auf offene Stellen, sowie der Stellenwert der Ausbildung in Deutschland sind nur ein Teil der Gründe, warum insbesondere kleine und mittlere Unternehmen ihre freien Ausbildungsplätze immer seltener besetzen können.

Es sind Aussagen wie „Mit einer Ausbildung erreicht man doch nichts“ oder „Ich will Karriere machen“, die man häufig von jungen Menschen hört, die nach ihrer Schulzeit kurz vor ihren ersten Entscheidungen auf ihrem beruflichen Weg stehen. Der Gedanke an eine Ausbildung liegt oft fern. Die Lehre wird für junge  Leute erst wieder interessant, nachdem es im Studium hakt und festgestellt wird, dass es doch nicht das richtige ist. Um als Unternehmen überhaupt von Jugendlichen wahrgenommen zu werden, ist die richtige Ansprache wichtig. „Das Ausbildungsmarketing sollte auf die Zielgruppe der Jugendlichen zugeschnitten sein“, erklärt Gabriele Starke, die zusammen mit Stefan Oeßel bei der IHK seit Anfang des Jahres für Unternehmen Strategien entwickelt, mit denen die Firmen bei der Auszubildendensuche überzeugen können.

IHK stärkt Ausbildungsmarketing
Die zwei erarbeiten seit Anfang des Jahres unter anderem Konzepte für innovative Veranstaltungsformate und setzen diese um, um Unternehmen mit Ausbildungsinteressierten zusammenzubringen. „Nach den Vorarbeiten geht es nun langsam in die heiße Phase mit Formaten, bei denen Unternehmen dabei sein können“, erklärt Starke, die zusammen mit anderen im vergangenen Jahr unter anderem einen Pop-Up-Store für Berufsorientierung in der Hildesheimer Fußgängerzone auf die Beine stellte.

Die IHK Hannover unterstützt mit diesen Angeboten Unternehmen dabei, jungen Menschen in ihrer beruflichen Orientierungsphase die Vorteile der dualen Ausbildung und des dualen Studiums näher zu bringen. Die meisten Jugendlichen wünschen sich praxisnahe Informationen – am liebsten direkt von Arbeitgebern. Diese Informationsweitergabe erfolgt im besten Fall auf Augenhöhe zum Beispiel durch zielgruppengerechte Aktivitäten und Events, um Unternehmen mit Schülerinnen und Schülern zusammenzubringen, oder auch durch den Einsatz der eigenen aktuellen Auszubildenden des jeweiligen Unternehmens auf Veranstaltungsformaten. “Nur, wenn Sie die Azubisuche strategisch angehen und sich messbare Ziele setzen, kann das Ausbildungsmarketing erfolgreich sein“, sagt Gabriele Starke.

Webinare für Unternehmen
Für ausbildende Unternehmen bietet die IHK Hannover ab sofort regelmäßig Impuls-Webinare zu Themen wie  Ausbildungsmarketing Online & Offline“ oder „Das Pre- und Onboarding von Auszubildenden“ an. Zu Beginn des Jahres hat das Team bereits erfolgreich ein neues Format umgesetzt: Bei Kabinengesprächen konnten sich Unternehmen Sportlerinnen und Sportlern in einer ihnen vertrauten Atmosphäre
vorstellen. Neben den Events gehört aber auch die individuelle Beratung von Unternehmen zum Angebot der beiden.

Mehr Informationen zum Ausbildungsmarketing bei der IHK Hannover

Ihr Kontakt zum Team:
gabriele.starke@hannover.ihk.de,
Tel. 0511 3107 – 522

stefan.oessel@hannover.ihk.de
Tel. 0511 3107 – 145

3 Fragen an Silke Richter, Leiterin der Berufsbildung bei der IHK Hannover

Silke Richter, Leiterin der Abteilung Berufsbildung der IHK Hannover.

Im Kurzinterview erklärt Silke Richter, Leiterin des Bereichs Berufsbildung der IHK Hannover, warum gerade jetzt mehr Wert auf das Ausbildungsmarketing gelegt wird.

Frau Richter, warum verstärkt die IHK Hannover ihr Engagement im Ausbildungsmarketing?
Unsere Unternehmen stehen vor dramatisch wachsenden Herausforderungen bei der Azubisuche. Ich will das mit ein paar Zahlen verdeutlichen: Knapp ein Fünftel der angebotenen Ausbildungsplätze konnte – laut IHK-Ausbildungsumfrage 2022 – in Niedersachsen nicht besetzt werden. 71 Prozent der niedersächsischen Ausbildungsbetriebe klagten über fehlende Bewerbungen.

Was hat sich in den letzten Jahren auf dem Ausbildungsmarkt verändert?
Mittlerweile ist allen klargeworden, dass der demografische Wandel – Baby-Boomer gehen in den Ruhestand, geburtenschwache Jahrgänge machen derzeit ihren Abschluss – zuschlägt. Es gibt aber zusätzliche Gründe, warum die Lücken bei den beruflich Qualifizierten, also denjenigen mit einem  Ausbildungsabschluss, besonders anwachsen: Durch Corona fehlt ganzen Jahrgängen die Praxiserfahrungen, das erschwert die Berufswahlentscheidung.
Zudem machen immer mehr Jugendliche Abitur, derzeit 51 Prozent eines Jahrgangs, Tendenz steigend. Das finde ich persönlich toll. Abitur und Ausbildung
sind im Übrigen ein Traum-Duo: Zwischen 35 und 40 Prozent der Azubis im IHK-Bezirk Hannover verfügen über Hochschul- oder Fachhochschulreife. Erforderlich ist allerdings gerade an den Gymnasien eine offene und verbesserte Berufsorientierung, die die unterschiedlichen Wege in ein erfülltes Berufsleben
gleichermaßen aufzeigt. Mir machen die Abbrüche Sorgen, sei es in der Schule, in der Ausbildung oder im Studium. Gerade Abiturienten wird zu häufig vermittelt, dass sie nur mit einem Studium glücklich werden können, dabei können sie mit Fortbildungen ein Niveau erreichen, das dem Master gleichgestellt
ist, oder hinterher – dual – studieren. Unser deutsches Bildungssystem bietet so viele Wege des Aufstiegs, unabhängig vom Abschluss. Die Ausbildung ist für viele Wege der ideale Startpunkt. Auch das wollen wir den Jugendlichen vermitteln, damit unsere Unternehmen ihre Ausbildungsplätze auch in Zukunft besetzen.

Welche Ziele verfolgt die Initiative und wie sollen die Unternehmen unterstützt werden?
Wir wollen mit innovativen Formaten, mit Ideen für eine moderne, digitale Ansprache von Jugendlichen die Betriebe beim Ausbildungsmarketing unterstützen und es gemeinsam weiterentwickeln. Darauf zahlt ja auch die neue Ausbildungskampagne ein. Ziel ist es, die Jugendlichen dort abzuholen, wo sie stehen und Begegnungsräume auf Augenhöhe zu schaffen. Hier sind wir mit unserer Initiative der Ausbildungsbotschafterinnen und -botschafter schon in vielen Schulen erfolgreich unthttps://www.ihk.de/hannover/system/veranstaltungssuche/vstdetail-antrago/5588700/11913?terminId=11913erwegs und konnten Erfahrungen sammeln. Derzeit besuchen wir etwa Mannschaftskabinen und nutzen verstärkt Gamification-Formate.

Die Fragen stellte Georg Thomas

Am 20.. April bietet das Team Ausbildungsmarketing eine kostenpflichtige Veranstaltung zum Thema:
„Pre- und Onboarding für Auszubildende an“ – Mehr Information und Anmeldung

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