Die JA Gastechnology GmbH aus Burgwedel ist eines der wenigen Unternehmen in Niedersachsen, das heute bereits mit Wasserstoff-Produkten Umsätze und Gewinne erzielt. Mit seinem jungen Team – die Vielzahl ist unter 30 – will das Unternehmen weiter wachsen. Wenn es von Bürokratie und Behörden nicht  ausgebremst wird.

Wandlungsfähig ist das Unternehmen auf jeden Fall. In den letzten drei Jahren hat sich das Geschäft komplett verändert. Zwar befasste sich JA Gastechnology bereits seit dem Jahr 2014 mit Wasserstoff, doch in der Bilanz spielten die Produkte bis dato keine große Rolle. Geld verdiente der Anlagenbauer mit seinem profunden Wissen rund um Gase, zum Beispiel mit Kalibriergas-Anlagen. JAG entwickelte unter anderem die Technologie, mit denen Autohersteller ihre Abgasprüfstände kontrollieren konnten. „In diesem Feld waren wir kurz nach der Jahrtausendwende Weltmarktführer“, sagt Jens Asmuth, der das Unternehmen 1989 mit einer Hand voll Mitarbeitern nach einem Management-Buyout gründete.

 

Jens Asmuth (59) und seine Tochter Jorina (25) führen gemeinsam die Geschäfte der JA Gastechnology GmbH. Foto: JAG

Inzwischen erwirtschaftet JAG mit rund 120 Beschäftigten den Großteil seines Umsatzes von rund 15 Mio. Euro im Jahr mit Lösungen im Zusammenhang mit Wasserstoff. Das eng mit dem Verbrennungsmotor verknüpfte Geschäft gibt es aktuell kaum noch. So hat JAG Ende des Jahres einen mobilen Wasserstoff-Elektrolyseur fertiggestellt, der in einem Schiffscontainer Platz findet. „Er ist ideal, um Anwendungen auszuprobieren. Unternehmen reißen uns den aktuell förmlich aus den Händen“. Der Elektrolyseur kann aus Wasser mithilfe von Strom zwischen 500 und im Bestfall bis zu 2000 Kilogramm Wasserstoff herstellen, um damit beispielsweise Fahrzeuge zu betanken.  Die individuell für Kunden geplanten Entwicklungen aus Burgwedel sind weltweit gefragt. So gehört JAG zu den wenigen europäischen Partnern des US-amerikanischen Start-Ups Nikola Corporation, das in wenigen Monaten einen LKW mit Brennstoffzelle auf den Markt bringen will – zunächst in den USA, aber bereits 2024 auch in Europa. „Und wir haben die Lösung für das mobile Betanken der LKW entwickelt“, erklärt Asmuth. Sie ist mobil auf einem LKW-Anhänger untergebracht, weil dies flexibler ist – „und weil wir uns dann die langwierigen Genehmigungsverfahren für eine feste Tankstelle ersparen“.

Neuer Wasserstoff-LKW wird von JAG betankt
Jens Asmuth hat in den letzten Jahren so manches mal kämpfen müssen, um von deutschen Behörden Erlaubnisse oder Zusagen zu erhalten. „Ich überlege schon, ob ich der nachfolgenden Generation raten soll, das Unternehmen in die USA zu verlagern. Deutschland ist vielfach zu langsam und zu bürokratisch“, sagt der 59-Jährige. „In den USA passt ein Auftrag mit einem Volumen von rund 4 Mio. Euro manchmal auf eine Seite Papier, der in Deutschland durch Verweise auf Normen und Richtlinien fast einen Ordner umfasst“. Zwischen Angebotsabgabe und Beauftragung lägen dort häufig keine vier Wochen. Zudem sei es in den USA wesentlich einfacher, das Wachstum des Unternehmens zu finanzieren. Es gebe zwar auch hier Förderprogramme, aber meist sei der Aufwand allein für den Antrag schon so groß, dass man davon Abstand nehme. Jüngst bewarb sich das Unternehmen doch bei der NBank um einen Zuschuss – den es dann erst nach langem Schriftwechsel und einem Widerspruch gab. Wenn er etwa an die Wasserstoffinitiative der Bundesregierung denke, die vor fast drei Jahren ins Leben gerufen wurde, falle ihm nicht viel ein, was daraus erwachsen sei. Auch geschäftlich fielen die Entwicklungen auseinander: In den USA arbeite JAG gerade an mehreren Projekten, während es in Deutschland nur wenige reale Vorhaben gibt, die sich in der Umsetzung befinden – und diese zumeist im Süden des Landes. Für das Wasserstoffland Niedersachsen gebe es aus seiner Sicht noch viel zu tun. Er sage es nur ungern, „aber ich bin immer wieder begeistert, wie man
in Bayern oder Baden-Württemberg mit dem Thema Wasserstoff umgeht“, so Asmuth. Aus Interesse und einer ersten Zusage entstehe dort meist mehr als in Niedersachsen.

Mika Asmuth blickt auf das Innere des Wasserstoff-Elektrolyseurs von JAG, der gerade besonders gefragt ist. Foto: JAG

Hundert neue Arbeitsplätze in Burgwedel?
Pläne zur Erweiterung des Unternehmens in Burgwedel gibt es seit gut drei Jahren. Ein Grundstück hatte JAG bereits erworben, aber es gab keinen Bebauungsplan. Inzwischen liegt das Projekt auf Eis. Die Baupreise und die Zinsen haben den Unternehmer erstmal davon Abstand nehmen lassen. Er möchte der nächsten Generation keine Schulden hinterlassen. So findet auch das Wachstum woanders statt – und die 100 neuen Arbeitsplätze entstehen erst einmal nicht.

Mittelfristig soll sein 22-jähriger Sohn Mika die Geschäfte des Unternehmens zusammen mit Schwester Jorina führen. Die 25-Jährige ist bereits seit 2019 Geschäftsführerin. „Ich glaube man kann den Generationswechsel nie zu früh einleiten, nur zu spät“, sagt Jens Asmuth voller Überzeugung.

Studierende zeigen großes Interesse
Wie groß das Interesse an Wasserstoff und der Technologie inzwischen ist, lässt sich an zwei Entwicklungen bei JAG gut ablesen. Das Thema ist in den vergangenen Jahren so sehr in den Fokus gerückt, dass Studierende und Nachwuchsfachkräfte das Unternehmen für Praktika und Abschlussarbeiten  gezielt ansprechen. „Für uns eine tolle Möglichkeit, neue Fachleutezu gewinnen und an uns zu binden.“ Den Mangel an Fachkräften spüre man aber bei der Suche nach Monteuren, von denen meist eine große Reisebereitschaft verlangt werde.

Internetseite der JA Gastechnology GmbH

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