Er ist hoch betagt und wird das hier nicht lesen. Falls doch, würde es ihn vielleicht freuen. Bernhard Großfeld gehört zu den Hochschullehrern, an die man sich erinnert. Und ein Satz hat sich geradezu eingebrannt: „Antitrust is helpless in face of oligopoly.“ In Seminaren zelebrierte der Jurist diese sieben Worte, gab ihnen eine Bühne, ließ sie wirken, machte danach eine Pause, als ob er mit den Gedanken ganz woanders wäre. So will es jedenfalls die Erinnerung. Immer und immer wieder: Das Kartellrecht ist machtlos gegenüber dem Oligopol. So oft wiederholte er diesen Satz, dass er noch Jahrzehnte später im Kopf ist.

Besonders in Zeiten wie diesen. Warum? Einfach mal zur nächsten Tankstelle fahren. Oder von der nächstbesten Suchmaschine die aktuellen Schlagzeilen zum Bundeskartellamt finden lassen. Das wurde zu Hilfe gerufen, weil die Steuerentlastung nicht wie gewünscht an der Zapfzäule ankam. Ist aber nicht so einfach. Auf Knopfdruck geht nichts, sagte Kartellamtschef Andreas Mundt. Immerhin: Völlig hilf- und machtlos sind die Kartellbehörden nicht. Stand heute werden auf jeden Fall die Preisdifferenzen zwischen Rohöl und Kraftstoffen untersucht. Ob sich daraus aber ein Wettbewerbsverstoß ableiten lässt oder wenigstens eine Grundlage für politisches Einschreiten, wenn auch im Nachhinein, das muss sich erstmal zeigen. Im Klartext: Wenn man den Benzinpreis für Autofahrerinnen und Autofahrer um 30 Cent entlasten wollte, hätte man ein anderes Verfahren nehmen müssen. Bernhard Großfeld weiß, warum. Und viele andere hätten es auch wissen können. (pm)

Ursprünglich als Wirtschaftspolitisches Streiflicht, später in einer eigenen Rubrik „Streiflichter“: Glossen begleiten die Niedersächsische Wirtschaft von Anfang an und hatten schon in Vorgänger-Publikationen ihren Platz. An dieser Stelle finden Sie jeden Freitag eine Glosse in dieser Tradition.

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