Für viele Menschen, die aus der Ukraine geflüchtet sind, ist ein Job in Deutschland wichtig – aus den verschiedensten Gründen. Nicht nur darüber war man sich bei einem Treffen niedersächsischen Wirtschaftsmnisterium einig. Dabei wies IHK-Hauptgeschäftsführerin Maike Bielfeldt unter anderem auf die Angebote der IHK Hannover hin.

 

Rund 21.000 Menschen aus der Ukraine sind Anfang April in Niedersachsen registriert. Tatsächlich könnten aber noch deutlich mehr gekommen sein – bis zu 30.000, sagte Wirtschaftsminister Bernd Althusmann nach dem Treffen zu den Arbeitsmarktperspektiven der Geflüchteten.

Bei diesem Gespräch zeigte sich eine große Übereinstimmung aller Beteiligten: Nach Flucht und traumatisierenden Erlebnissen  müssten die Menschen hier zunächst zur Ruhe kommen und sich orientieren. Dann aber werden viele sehr schnell nach einem Job suchen, erklärte Okzana Janzen, Vorsitzende des Ukrainischen Vereins Niedersachsen. Dafür wolle man die Voraussetzungen schaffen, sagte Wirtschaftsminister Althusmann und kündigte etwa einen Ablaufplan in ukrainischer Sprache, der als Wegweiser den in Niedersachsen angekommenen Menschen die Schritte auf den Arbeitsmarkt erleichtert – nicht zuletzt, um auch unseriöse Arbeitsangebote zu verhindern.

Job-Perspektive aus vielen Gründen wichtig

Viele Geflüchtete wollen arbeiten, „am besten sofort“, sagte Okzana Janzen nach dem Gespräch im Wirtschaftsministerium. Sie führte dafür verschiedene Gründe an: Oft seien Menschen durch die Flucht aus einem Job herausgerissen worden – eine feste Arbeit sorge nicht nur für eine wieder strukturierten Tagesablauf und könne schon dadurch, aber auch Beschäftigung und Ablenkung helfen, die Geschehnisse der vergangenen Woche zu bewältigen. Zudem sei ein Job wichtig, um überhaupt in Deutschland anzukommen. Und sich auch ein Stück mehr in Sicherheit zu führlen: Viele Geflüchtete wollen auch eine Perspektive, um ihren Lebensunterhalt aus eigener Kraft zu bestreiten.

Anerkennung von Berufsschlüssen als wichtige Aufgabe

Argumente, die auch Bernd Althusmann aufnahm. Er wies außerdem auf die in vielen Fällen hohe Qualifikation der Ukrainerinnen und Ukrainer hin und betonte in diesem Zusammenhang die große Bedeutung der Anerkennung von Berufsabschlüssen.

Niedersachsens Wirtschaftsminister Berd Althusmann mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Gesprächs zu den Job-Perspektiven Geflüchteter. Foto: Pohlmann

Zugeschaltet bei der Gesprächsrunde im Wirtschaftsministerium war auch IHK-Hauptgeschäftsführerin Maike Bielfeldt: Die IHK Hannover berät alle Berufsgruppen zunächst grundsätzlich über den Weg zu einer Anerkennung und bescheinigt bei den IHK-Berufen auch eine Gleichwertigkeit mit einem deutschen Abschluss. Auf der IHK-Website gibt es in ukrainischer Sprache einen Hinweis auf diese Möglichkeiten.

Bei der IHK Hannover viele Erfahrungen gesammelt

Die Anerkennungsstelle bei der IHK Hannover gibt es bereits seit mehr als zehn Jahren. Erfahrungen gibt es auch zum Bildungssystem der Ukraine und zu den Berufsabschlüssen, mit denen die Menschen jetzt nach Deutschland kommen. Arne Hirschner, bei der IHK Hannover als Referent für die Anerkennungsstelle zuständig, betont nicht nur das hohe Qualifikationsniveau, sondern auch praktische Berufserfahrung vieler Geflüchteter. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Anerkennungsstelle kommen dabei aus verschiedenen Ländern und können in vielen Fällen direkt, also ohne Übersetzung, beraten. Das habe sich 2015 ausgezahlt, als viele arabisch sprechende Menschen nach Deutschland gekommen seien, und auch jetzt werde man das Angebot für die Ukrainerinnen und Ukrainer noch ausbauen. Aktuell ist die Nachfrage aber noch gering, was Hirschner nicht allein auf die Erlebnisse während der Flucht zurückführt: Da viele Frauen mit Kindern nach Deutschland gekommen seien, müsse auch die Betreuung organisiert werden. Das sei neben Sprachkursen und rechtlichen Regelungen ein wichtiger Schritt. IHK-Hauptgeschäftsführerin Maike Bielfeldt sprach sich bereits im Rahmen des Treffens im Wirtschaftsministerium dafür aus, Geflüchtete bei den Jobcentern zur registrieren. Unmittelbar nach dem Gespräch in Hannover wurde dafür auf Bundesebene die Weichen gestellt. Bielfeldt setzt sich auch dafür ein, die Anerkennungs- und Qualifizierungsberatung im Förderprogramm „Integration durch Qualifizierung – IQ“ in Niedersachsen auf jeden Fall auch über das jetzt noch vorgesehene Ende der Förderperiode weiter zu begleiten.

Qualifikationen sind gesucht

Das berufliche Knowhow vieler Ukrainerinnen und Ukrainer passt jedenfalls zu den Qualifikationen, die aktuell gesucht werden. IT-Berufe gehören dazu, ebenso Berufe aus den Bereichen Erziehung und Bildung oder beispielsweise Elektroberufe. Okzana Janzen vom Deutsch-Ukrainischen Verein auch darauf hin, dass viele Selbstständige jetzt nach Deutschland kämen. Angesichts von 90.000 offenen Stellen sei der niedersächsische Arbeitsmarkt aufnahmebereit, erklärte Johannes Pfeiffer, der als Chef der Arbeitsagentur Niedersachsen-Bremen am Gespräch im Wirtschaftsministerium teilnahm. Noch sei zwar die Nachfrage Geflüchteter gering, der rechnet aber mit einer deutlichen Zunahme in den kommenden Wochen.

Unternehmen, die Arbeitsangebote für Menschen aus der Ukraine haben, können das auch online über die Website der IHK Hannover melden.

Rückkehr ist oft das Ziel – aber wann?

Grundsätzlich stimmten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Gesprächs im Wirtschaftsministerium in vielen Fällen überein. Auch darin, dass die Geflüchteten in ihrer großen Mehrheit möglichst schnell zurück in die Ukraine wollen. Die Perspektive dafür sei angesichts des fortdauernden Krieges allerdings unklar, wie Bernd Althusmann betonte. Umso wichtiger jetzt die auch von ihm geforderte Beschleunigung aller Abläufe, um eine schnelle Integration zu ermöglichen.

 

 

 

 

 

 

 

 

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