Als Reaktion auf den Krieg in der Ukraine und den damit verbundenen Sanktionen ziehen sich immer mehr Unternehmen aus dem Bereich der IHK Hannover vom russischen Markt zurück. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Umfrage der IHK Hannover. Über 100 Unternehmen mit wirtschaftlichen Verflechtungen in Russland haben sich an der Umfrage beteiligt.
Unternehmen stehen hinter den Sanktionen
„Die Hälfte unserer bislang in Russland aktiven Unternehmen organisiert im Moment bereits den Abbruch ihrer Geschäftsbeziehungen auf diesem Markt. Das gilt sowohl für exportierende wie auch für importierende Unternehmen“, sagt Maike Bielfeldt, Hauptgeschäftsführerin der IHK Hannover. „Wir bekommen von den Unternehmen das klare Signal, dass sie hundertprozentig hinter den Sanktionen stehen. Viele Betriebe gehen noch weiter und beenden ihr Russlandgeschäft, obwohl ihre Geschäfte nicht durch Sanktionen verboten sind.“
IHK-Region spiegelt bundesweite Reaktion der Wirtschaft
Die Reaktionen von Unternehmen in der IHK-Region Hannover entsprechen dem, was in Niedersachsen und bundesweit in der Wirtschaft unternommen wird. So hat VW als größtes niedersächsiches Unternehmen am 3. März entschieden, die Produktion von Fahrzeugen in Russland bis auf weiteres einzustellen. Diese Entscheidung gilt für die russischen Produktionsstandorte Kaluga und Nischni Nowgorod. Ebenfalls wird mit sofortiger Wirkung der Fahrzeugexport nach Russland gestoppt.
Auch die beiden größten Unternehmen in Hannover ziehen Konsequenzen aus dem Ukraine-Krieg: Continental hatte im März entschieden, nicht mehr im russischen Werk Kaluga zu produzieren. Mitte April wurde bekannt, dass der Autozulieferer angesichts drohender Konsequenzen auch für Mitarbeitende in Russland die Produktion in gewissen Umfang wieder aufgenommen hat. Der Reisekonzern TUI hat die Markennutzungsvereinbarung mit TUI Russia gekündigt. Das russische Unternehmen gehört nicht zur TUI Group und darf die Marke nicht mehr nutzen.
Auch indirekte Folgen aus die Wirtschaft erwartet
In der Wirtschaftsregion Hannover rechnen die Unternehmen neben den unmittelbaren Folgen des Krieges und der Sanktionen in den kommenden Monaten auch mit indirekten Effekten: 56 Prozent erwarten eine Steigerung ihrer Kosten durch von der Krise ausgelöste höhere Energiepreise oder Beschaffungskosten. Und 40 Prozent der Unternehmen erwarten weitere Störungen in ihren Lieferketten.
Die meisten der befragten Unternehmen waren bisher über Exportgeschäfte in Russland aktiv (75 %), 17 Prozent beziehen Importe aus Russland. Über eine eigene Produktion vor Ort verfügen 7 Prozent.
Einige Unternehmen auch existenziell betroffen
Die Bedeutung des Russlandgeschäfts ist bei den befragten Betrieben breit gefächert. Bei den meisten Unternehmen spielen die Umsätze mit Russland eine kleinere Rolle, bei 63 Prozent der befragten Unternehmen liegt der Anteil des Russlandgeschäfts unter 5 Prozent des Gesamtumsatzes, bei weiteren 16 Prozent der Betriebe zwischen 5 und 15 Prozent. Jeder zwanzigste Betrieb ist allerdings auch existenziell betroffen, hier macht allein das Russlandgeschäft über 50 Prozent ihrer Gesamtumsätze aus.
Maschinenbau an erster Stelle
Ein Viertel der Antworten kamen aus dem Maschinenbau, der auch in der Rangfolge der niedersächsischen Exporte nach Russland auf Rang eins steht. Weitere wichtige vertretene Branchen in der Umfrage: Chemieindustrie und Agrar- und Ernährungswirtschaft (je 10 %) sowie der Handel mit 17 Prozent.
Umfangreiche Informationen für die regionale Wirtschaft zur aktuellen Entwicklung und den Russland-Sanktionen sowie die direkten Beratungskontakte bei der IHK Hannover für die Ukraine, Russland und Ausfuhr/Sanktionen hat die IHK auf einer Sonderseite gebündelt unter www.hannover.ihk.de/ukraine
Aktualisiert am 10. März und am 20. April mit dem Hinweis auf die Entscheidungen von Continental und TUI zu ihren Russland-Aktivitäten.