Zahlen bestimmen unser Leben. Wann hätten wir das mehr gespürt als heute? Zahlen entscheiden gerade darüber, was geht und was nicht.

In den letzten eineinhalb Jahren haben wir auch gelernt, für was Zahlen stehen können. Inzidenz oder Reproduktion, zum Beispiel. Und von höchster Stelle kam vor gut einem Jahr so etwas wie Bundes-Mathe-Nachhilfe, als die heute geschäftsführende Kanzlerin exponentielles Wachstum erklärte.

Die Wucht exponentiellen Wachstums können sich Menschen nur schwer wirklich vorstellen, heißt es. Schon eher vielleicht, warum der kleine Unterschied zwischen einer Reproduktionszahl über oder unter eins von so großer Bedeutung sein kann. Oder?

Und natürlich sind es nicht nur die Zahlen der Pandemie, die unser Leben bestimmen. Nur derzeit eben ganz besonders. Zahlen sind ein Weg, die Welt zu erfassen.

Umso schwerer wiegt, dass Mathe bei den meistgehassten Schulfächern ganz oben steht. Klagen aus Unternehmen über mangelndes Zahlenwissen gibt es seit Jahren. Aber trotz allem hört man immer wieder, selbst in den Medien, von gestandenen Menschen Sätze wie: „Ach, Mathe war ja nicht so mein Ding.“ Mit einem Lachen dabei, und dem Unterschwelligen „Deins ja wohl auch nicht.“ Und manchmal hat man den Eindruck, als schwingt ein Gruß an die alte Schule mit: „Hab’s auch ohne den Nerd-Kram geschafft.“

Sowas nervt. Denn trotzdem bestimmen Zahlen unser Leben. Auch wenn es mancher nicht merkt. (pm)

Ursprünglich als Wirtschaftspolitisches Streiflicht, später in einer eigenen Rubrik „Streiflichter“: Glossen begleiten die Niedersächsische Wirtschaft von Anfang an und hatten schon in Vorgänger-Publikationen ihren Platz. An dieser Stelle finden Sie jeden Freitag eine Glosse in dieser Tradition.

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