Der Fachkräftemangel und die Knappheit vieler wichtiger Bauteile und Rohstoffe belasten die Konjunkturaussichten. Allerdings schätzen die Unternehmen die aktuelle Lage noch eher gut ein, wie die aktuellen Ergebnisse der IHK-Konjunkturumfrage für Niedersachsen belegen.
Es geht weiter aufwärts, aber in abgeschwächter Form: „Die Auftragslage etwa in der Industrie ist extrem gut. Aber die Aufträge können derzeit in vielen Fällen einfach nicht abgearbeitet werden“, sagte Maike Bielfeldt, Hauptgeschäftsführerin der IHK Niedersachsen bei der Vorstellung der aktuellen Ergebnisse der IHK-Konjunkturumfrage für Niedersachsen. Zwar hat sich die Geschäftslage der niedersächsischen Wirtschaft auch im dritten Quartal weiter verbessert, sie bleibt aber aufgrund von Material- und Personalmangel deutlich hinter dem zurück, was eigentlich möglich wäre.
Konjunkturklima sinkt leicht auf 111 Punkte
Dies spiegelt sich verstärkt in den rückläufigen Erwartungen der Unternehmen wider. Materialknappheit und große Preissteigerungen in der Industrie, Personalmangel nicht nur im Gast- und Verkehrsgewerbe kennzeichnen die aktuelle Situation. „Die Lage nach 18 Monaten Corona ist nicht so gut wie sie sein könnte. Viele Unternehmen würden gerne mehr produzieren, haben aber keine Vorprodukte. Und viele Unternehmen suchen Personal, meistens Fachkräfte, manchmal Hilfskräfte, die einfach mit anpacken. Das bremst die Wirtschaft“, so Bielfeldt. Die anhaltenden Probleme lassen den IHK-Konjunkturklima-Indikator für das dritte Quartal 2021 um drei auf 111 Punkte leicht sinken. So das Ergebnis der Konjunkturumfrage der niedersächsischen Industrie- und Handelskammern, an der sich knapp 1900 Unternehmen beteiligten.
Erwartungen verschlechtern sich
Während die aktuelle Wirtschaftslage in Niedersachsen von vielen Befragten nach wie vor gut eingeschätzt wird, haben sich die Erwartungen an die kommenden Monate deutlich eingetrübt: 19 Prozent der Unternehmen rechnen mit einer günstigeren Geschäftsentwicklung. Im Sommer waren es noch 25 Prozent und ein Jahr zuvor 16 Prozent. 60 Prozent (Vq. 58 %; Vj. 51 %) erwarten gleichbleibende Geschäfte und 22 Prozent (Vq. 17 %; Vj. 33 %) rechnen mit einer negativen Entwicklung.
„Die Unternehmen in Niedersachsen schauen aber weiterhin sehr positiv nach vorn, denn sie investieren weiterhin kräftig“, erläuterte Bielfeldt. Die gesamten Investitions- und Personalplanungen wurden im dritten Quartal erneut nach oben angepasst.
In den Energie- und Rohstoffpreisen sowie im Fachkräftemangel sieht die Wirtschaft die aktuell größten Risiken. Die steigenden Kosten für Gas, Diesel oder Rohstoffe treffen vor allem die Industrie sowie den Verkehrssektor, während unter dem Personalmangel besonders der Baubereich und die Gastronomie leiden. Aber auch der Mangel an LKW-Fahrpersonal verschärft sich weiter. Inzwischen gibt mehr als die Hälfte der Unternehmen über alle Branchen hinweg an, offene Stellen längerfristig nicht besetzen zu können.
Menschen mit Ausbildungsabschluss sind gesucht
Dabei suchen die Unternehmen vorwiegend Personal mit einem dualen Berufsabschluss (47 %), aber auch höherwertige Bildungsabschlüsse und Personal ohne Berufsabschluss (32 %) sind vielerorts gefragt. Als Reaktion auf die Probleme bei den Stellenbesetzungen wollen die Betriebe ihre Attraktivität als Unternehmen steigern (60 %) und mehr Ausbildung anbieten (53 %). Insgesamt rechnen die Unternehmen in erster Linie mit steigenden Arbeitskosten und einer Mehrbelastung der vorhanden Belegschaft (jeweils 68 %).