„Allein der Wechsel der Antriebstechnologie – weg von Verbrennungsmotoren zur Elektromobilität – reicht nicht aus, um die ambitionierten Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens zu erreichen.“ Neben Technologieoffenheit braucht es eine viel ausgeprägtere Kreislaufwirtschaft, also das Recycling praktisch aller Materialien, die beim Autobau verwendet werden, erklärte Dr. Thomas Becker, Leiter Nachhaltigkeit und Mobilität bei der BMW Group. Der Industrie-Club und die IHK Hannover hatten den Automobilexperten zu einer Veranstaltung am Montagabend, 11. Oktober, in die BMW Niederlassung auf dem früheren Expo-Gelände eingeladen. „Herausforderung der zukunftsweisenden Mobilität am Beispiel von Europa und China. Was kommt auf uns zu?“ lautete der Titel des Vortrags von Dr. Becker.
Der Automobilhersteller aus München hat sich selbst dazu verpflichtet, das 1,5 Grad-Ziel zu erreichen – also die Klimaerwärmung entsprechend zu begrenzen, wie es beispielsweise auch die Pläne der EU vorsehen. So möchte BMW den Absatz elektrisch betriebener Fahrzeuge deutlich erhöhen, um bis zum Jahr 2030 auf einen Anteil von 50 Prozent weltweit zu kommen. Länder wie Deutschland müssten allerdings mit höheren Anteilen von 60 bis 70 Prozent elektrisch betriebenen Pkw ausgleichen, dass die E-Mobilität in Polen oder Rumänien deutlich weniger nachgefragt werde. Auch mit Blick auf andere Länder sprach sich der Nachhaltigkeitsexperte aber auch für Technologieoffenheit aus. „Wir setzen auch auf die Wasserstoff-Technologie“, sagte Dr. Becker insbesondere im Hinblick auf Korea und Japan. Auch ein Datum zum Ende des Baus von Autos mit Verbrennungsmotoren werde er ganz bewusst nicht nennen. „Nicht alle Märkte werden das so machen wie Europa. Und auch in China gibt es noch kein Verbot für Verbrenner.“
Dr. Thomas Becker lenkte den Blick in seinem Vortrag auch auf die verwendeten Rohstoffe und Materialen für den Fahrzeugbau und ihre CO2-Bilanz. Denn durch Recycling könne diese deutlich verbessert werden. BMW hat es sich zum Ziel gesetzt, den Anteil von Sekundärrohstoffen auf 50 Prozent zu steigern. Gerade bei Kunststoff beispielsweise müsste aber noch einiges passieren, damit man aus altem Material eine neue Frontschürze herstellen könne. „Früher musste man sich dafür rechtfertigen, wenn man Sekundärmaterial einsetzte“, erklärte Dr. Becker. Heute sei es genau anders herum. Und „dass Autos nicht in Europa recycelt werden, wird es in Zukunft nicht mehr geben“, zeigte sich Dr. Becker überzeugt. Durch die Wiederverwendung von Materialien werde der CO2-Fußabdruck eines neuen Fahrzeugs deutlich gegenüber herkömmlichen Fahrzeugen reduziert.
So habe beispielsweise China bereits vor drei Jahren ein Gesetz beschlossen, dass dafür sorgt, dass die Batteriespeicher von Elektroautos getrackt werden müssen, um deren Wiederverwendung sicherzustellen.
Der Nachhaltigkeitsexperte räumte in der Diskussion mit den Unternehmerinnen und Unternehmern aber auch ein, dass Industrie und Politik aufgrund des schnellen technischen Fortschritts ihr Handeln in den nächsten Jahren und Jahrzehnten immer wieder nachjustieren müssten.
BMW hat in Studien und Befragungen Bestätigung für seinen eingeschlagenen Weg gefunden. „Die Kunden erwarten von uns erstklassige Nachhaltigkeit“, sagt Dr. Becker.