In normalen Jahren bewilligt die NBank rund 20.000 Förderanträge. Die Corona-Krise ließ diese Zahl plötzlich auf rund 200.000 steigen. Die Förder- und Investitionsbank des Landes Niedersachsen hat diesen Ansturm bewältigt und so eine wichtige Aufgabe bei der Bewältigung der Pandemie-Folgen übernommen.
 

Auch Beschäftigte, die nie mit Förderungen zu tun hatten, mussten plötzlich mitarbeiten. In einem großen Veranstaltungsraum hatte die NBank mit viel Abstand und Abtrennungen ein provisorisches Großraumbüro geschaffen, in dem eigene Beschäftigte und einige der rund 100 Helfer arbeiteten, die die Institution in der Krise unterstützten. Allein mit eigenen Kräften wäre die Flut an Anträgen im März und April 2020 nicht zu schaffen gewesen.

NBank-Chef Michael Kiesewetter.

Auch Kollegen vom Landesrechnungshof seien dabei gewesen, berichtet Michael Kiesewetter, Vorstandsvorsitzender der NBank. „Das hatte den tollen Nebeneffekt, dass die Kollegen einmal sehen, wie unsere Prüfverfahren sind und wie wir arbeiten.“ Wenn es auch zu Beginn der Corona-Pandemie oft an klaren Aussagen und Erkenntnissen fehlte, so kristallisierte sich der Auftrag für die NBank bereits zu Anfang deutlich heraus. „Es war das erklärte Ziel der Politik, allen betroffenen Unternehmen möglichst schnell ausreichende Hilfe zukommen zu lassen“, sagt Kiesewetter.

Selbst Anträge auf Papier wurden akzeptiert

Dass Anträge abgelehnt wurden, kam praktisch nicht vor – zumindest, wenn alle nötigen Angaben offensichtlich korrekt waren. Und selbst Anträge, die auf Papier im Foyer der NBank in der hannoverschen List abgegeben wurden – was so eigentlich als Antragsweg gar nicht vorgesehen war – wurden angenommen. „So etwas verzögerte aber natürlich wiederum die Bearbeitung“, erklärt Kiesewetter. Denn das ganze Verfahren lief recht weitgehend digital und war so aufgesetzt, dass zumindest mancher Fehler in einem ausgefüllten Online-Formular gar nicht erst an die NBank übermittelt werden konnte. Das Anfangsproblem war nur, dass die Systeme unter dem Ansturm auf die Website zur Beantragung der Soforthilfe zusammenbrachen. Innerhalb von 45 Minuten gab es damals mehr als 200.000 Zugriffe. Und obwohl die technische Ausstattung der Bank schon damals nicht schlecht gewesen sei, konnte man sich auf so einen Ansturm nicht vorbereiten, betont der Vorstand.

NBank als erste am Start

Über den holprigen Start berichteten viele Medien bundesweit, auch weil die NBank die erste Förderbank war, die mit den Programmen an den Start ging. Diese Probleme hatten viele Förderbanken in anderen Bundesländern auch. Letztendlich waren die Probleme binnen 36 Stunden in Niedersachsen gelöst und alle Antragsteller konnten ihre Anträge auf Soforthilfe stellen, die schnellstmöglich bearbeitet wurden. Aus solchen Fehlern haben die Beteiligten aber inzwischen gelernt. Heute würde niemand mehr eine feste Uhrzeit benennen, ab der Anträge gestellt werden können. „Dass wir mit unter den ersten waren, die am Ende das Geld ausgezahlt haben, interessierte am Ende weniger“, bemerkt Kiesewetter, der sich gewünscht hätte, dass auch die positiven Fälle mehr Aufmerksamkeit in den Medien bekommen hätten. Bei den weitaus meisten Unternehmen sei das Geld ja sehr schnell angekommen. Was die technische Ausstattung angeht, sieht sich die NBank inzwischen recht gut aufgestellt. Aber diese Nachricht drang aus der NBank nicht nach außen oder sie ging unter in den Ausnahmezeiten der Pandemie.

Andere Länder stärker von Betrug getroffen

Auch als die ersten Betrugsfälle bei den Hilfen vor gut einem Jahr bekannt wurden, war der Aufschrei zunächst groß. In Niedersachsen blieb es bislang allerdings laut Michael Kiesewetter bei rund 1300 Betrugsfällen bei der Corona-Soforthilfe. Andere Länder habe es stärker getroffen. Sehr stark geholfen hat in diesem Kontext die enge Zusammenarbeit mit dem Landeskriminalamt, die bereits frühzeitig zu Beginn der Corona-Pandemie von der NBank veranlasst wurde. Hinweise habe die NBank beispielsweise von Hausbanken erhalten, die die ungewöhnlich hohen Geldeingänge auf Konten wegen des Geldwäscheverdachts prüften. Und auch wenn mehrere Zahlungen auf ein bereits bekanntes Konto gehen sollten, habe die Bank die Vorgänge genauer geprüft.

Häufig Klärungsbedarf bei Anträgen

Die Frage, ob man die Soforthilfe einfach ohne Prüfung hätte auszahlen sollen, hat sich Michael Kiesewetter nie gestellt. „Wir unterliegen der Sorgfaltspflicht und es handelt sich schließlich um Steuergeld, das wir nicht einfach ausgeben können. Es braucht immer Rahmenbedingungen, die die Politik festlegt – und gewisse Kontrollmöglichkeiten“. Kritisieren möchte der Vorstand die Politik nicht. Doch er formuliert Wünsche: „Manchmal wäre es gut, wenn zwischen der Ankündigung eines Programms und der Umsetzung etwas mehr Zeit in die konkrete Ausgestaltung investiert würde. Je klarer die Förderbedingungen, desto leichter gestaltet sich am Ende der Prozess.“ Leider würden häufig zu komplexe Bedingungen vorgegeben, die im Antragsverfahren zu vielen Nachfragen und Problemen führten. Selbst die Steuerberater, die zur Beantragung etwa der Überbrückungshilfen nötig waren und sind, seien damit teilweise überfordert gewesen, berichtet Kiesewetter. „Es gab selbst über die Steuerberater bei 30 Prozent der Anträge Klärungsbedarf.“

Dabei war eigentlich genug Zeit, um besser auf eine zweite Welle, auf einen erneuten Lockdown und Förderprogramme vorbereitet zu sein. Doch gerade bei der Novemberhilfe hakte es, was auch für die NBank und diejenigen, die die berechtigten Nachfragen der Unternehmen beantworten mussten, äußerst unbefriedigend war. „Wir konnten überhaupt erst im Januar auf die Anträge zugreifen, sie bearbeiten und die Hilfen auszahlen“, erinnert sich der Vorstand. Mehrere Monate nach der ersten Antragstellung über Berlin.

Die Krise verlangte der Bank einiges ab

Die Bewältigung der Krise hat der Förderbank einiges abverlangt. „Ich habe damals nicht nur einmal Beschäftigte gesehen, die nach Telefonaten mit verzweifelten Unternehmen weinten. Viele der Anrufer und Anruferinnen hatten Existenzängste“, erinnert sich der Vorstand. „Unser Team hat damals wirklich außergewöhnliches geleistet.“ So sei es auch für viele selbstverständlich gewesen, am Wochenende zu arbeiten. Dies brachte den Mitarbeitenden auch einiges an Lob ein.

Überstunden noch keineswegs abgebaut

Aber am Ende des Jahres summierten sich die Überstunden aller auf über 60.000, die bis heute noch längst nicht abgebaut sind. Im Gegenteil, es sind sogar nochmal mehr als 30.000 dazugekommen. Und das, obwohl das Team der NBank im vergangenen Jahr von 420 auf 560 Beschäftigte in Vollzeitäquivalenten angewachsen ist. Michael Kiesewetter ist froh, ein so engagiertes Team zu führen. An gleich mehreren Stellen im Geschäftsbericht des vergangenen Jahres dankt er den Beschäftigten für die geleistete Arbeit im ersten Corona-Jahr.

Ein starkes Gefühl des Zusammenhalts

Tobias Köhne kam im März 2020 zur NBank.

Und wenn man dieser Krise etwas Positives abgewinnen kann, dann ist es sicher diese Erfahrung: „Es war ein starkes Gefühl des Zusammenhalts, das es so in der NBank noch nicht gegeben hat. Es gab eine unheimliche Dynamik und man merkte, dass alle an einem Strang ziehen. Zumindest haben mir das viele Kolleginnen und Kollegen bestätigt, die schon lange hier arbeiten“, sagt Tobias Köhne, der heute als stellvertretender Pressesprecher für die Förderbank tätig ist. Sein erster Arbeitstag war der 23. März des vergangenen Jahres. Eine Woche später konnte die Soforthilfe beantragt werden. „An eine normale Einarbeitung war damals nicht zu denken“, erinnert sich der 35-Jährige. Als sich abzeichnete, welche Antragsflut auf die Förderbank zurollte, meldete er sich freiwillig, um zu helfen. Gerade in der Anfangszeit lief das digitale Verfahren noch nicht einwandfrei, so dass einzelne Anträge einer Qualitätsprüfung unterzogen wurden.

Mal waren Angaben verrutscht oder es fehlte etwas. Dann griff Tobias Köhne auch mal zum Telefon und fragte nach. „Bei den Kunden kam das sehr gut an. Manchmal waren sie aber auch überrascht – etwa wenn ich sie am Sonntag anrief“, berichtet Köhne. Gerade in den Spitzenzeiten haben er und andere Beschäftigte der NBank auch am Wochenende gearbeitet.

Ein extrem ungewöhnlicher Einstieg

Der Kommunikationsexperte hat aber nicht nur gute Erinnerungen an den Einstieg unter Corona-Bedingungen: „Wenn man neu ist, und dann allein in einem Büro sitzt und kaum Kollegen trifft, ist das schon sehr eigenartig. Ein extrem ungewöhnlicher Einstieg war das.“ Etwa zwei Monate unterstützte Tobias Köhne in der Antragsbearbeitung. Die Erfahrung möchte er heute nicht missen. „Man investiert viel, aber man bekommt auch viel zurück.“

 

 

 

 

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