„Ich kann Internetrecherchen (z. B. bei Google) durchführen.“ So wurde eine grundlegende Digitalkompetenz in einer gerade veröffentlichten Studie umschrieben. Im Ernst?

Das kann man eigentlich nicht anders lesen als: „Ich bin in der Lage, die eine Suchmaschine aufzurufen und einen Begriff einzutippen.“ Wobei es ja sogar reicht, wenn man über das Adress- oder das Suchfeld mit entsprechenden Voreinstellungen geht. Immerhin: Laut Studie, die von der Initiative D21 organisiert und vom Bundeswirtschaftsministerium unterstützt wurde, sagen 87 Prozent der Deutschen, dass sie so im Internet recherchieren können.

Wie gerne würde man das hinterfragen! Schließlich bietet Google ja kein Wissen, was ja nun das Ziel jeder Recherche ist. Sondern zeigt nur, wo was steht. Oder ist mit Internetrecherche wirklich nur gemeint, eine Suchmaschine zu nutzen? Das wäre wirklich nur eine sehr, sehr grundlegende Kompetenz. Denn dann geht es ja erst los. Immerhin nutzen drei Viertel aller Befragten mehrere Quellen, was gut ist. Und mehr als die Hälfte trauen sich zu, seriöse und unseriöse Informationen unterscheiden zu können. Wohlgemerkt: Sie trauen es sich zu. Und zwar Männer häufiger als Frauen. Umso mehr möchte man auch da mal genauer hinsehen, ob da die Selbsteinschätzung mit dem tatsächlichen Können und Wissen übereinstimmt.

Kernaussage der D21-Untersuchung: Viele, sehr viele Bürgerinnen und Bürger nutzen digital Anwendungen und Geräte – und das sogar „souverän“, wie die Macher der Studie glauben. Aber gleichzeitig verstehen nur wenige die dahinter liegenden Mechanismen. Die digitalen Kompetenzen insgesamt und in ihrer Vielfalt in der Gesellschaft zu stärken, das ist dringend notwendig, heißt es in der Studie. Allerdings wird man den Eindruck nicht los, dass selbst bei den in der Studie eher positiv dargestellten Bereichen – Internetrecherche – noch richtig viel Luft nach oben ist. Der Weg zu einem wirklich souveränen Umgang mit digitalen Techniken könnte noch länger und mühsamer sein, als es die Studienergebnisse nahelegen.

Ursprünglich als Wirtschaftspolitisches Streiflicht, später in einer eigenen Rubrik „Streiflichter“: Glossen begleiten die Niedersächsische Wirtschaft von Anfang an und hatten schon in Vorgänger-Publikationen ihren Platz. An dieser Stelle finden Sie jeden Freitag eine Glosse in dieser Tradition.

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