Ach. Wir wollen, um das von vornherein klarzustellen, keineswegs bewerten, was sich gerade in der Sprachwelt so tut. Zumal, liebe Leute, die Diskussion berechtigt ist, wie die Geschlechter sich angemessen in der Sprache wiederfinden.
Aber wie das am besten geht, ist noch keineswegs ausgemacht. Denn nach wie vor treffen sich offenbar unhinterfragt Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten, vielleicht nächsten Montag wieder, bei der MPK, der Ministerpräsidentenkonferenz. Oder, um es näher in den Bereich der Stellenanzeigen und damit näher an die Wirtschaft zu rücken: Der Chef des Rates für Deutsche Sprache, Josef Lange, warf in einem Interview diese Woche die Frage auf, warum offenbar per Annonce Bauoberinspektoranwärter*innen gesucht werden und nicht Bauoberinspektor*innenanwärter*innen.
Richtig kompliziert wird es aber in den grammatikalischen Fällen, zum Beispiel im Genitiv. Ausgerechnet eine Kultureinrichtung schrieb uns, ebenfalls in dieser Woche, von der „Sicht einer*s Künstler*in“. Da fehlt nicht nur ein s, nein: An dieser Stelle wird Schriftsprache unsprechbar. Okay, aber wir wollen das ja nicht bewerten. Bei den einfachen Sternchenlösungen kann man ja immer noch auf die Sprechpause achten – nein, man muss, weil sonst das gesprochene Wort unpräzise wird. Und wer will das? Bitte aufzeigen.
Und nur zur Erinnerung: Das Sternchen bedeutet eben nicht (sonst könnte man einfach die weibliche Form ergänzen), dass auch Frauen mitgemeint sind. Sondern eben alle. Nur warum heißt es dann zu Beginn des Schreibens jener Kultureinrichtung, die so penibel das Sternchen verwendet: Sehr geehrte Damen und Herren …? Liebe Leute, da ist noch einiges zu tun. pm
Ursprünglich als Wirtschaftspolitisches Streiflicht, später in einer eigenen Rubrik „Streiflichter“: Glossen begleiten die Niedersächsische Wirtschaft von Anfang an und hatten schon in Vorgänger-Publikationen ihren Platz. An dieser Stelle finden Sie jeden Freitag eine Glosse in dieser Tradition.