Die Zukunftschancen und der Beitrag von E-Fuels zur Erreichung der Klimaneutralität im Mobilitätssektor stand im Mittelpunkt einer hochkarätig aus Wirtschaft und Politik besetzten Online-Veranstaltung der IHK Hannover am 22. April.

Mehr als die Hälfte der Teilnehmer gab zu Beginn der Veranstaltung an, nur wenig bis gar nichts über sogenannte E-Fuels zu wissen. Die spontane Umfrage vor der Online-Diskussionsveranstaltung, zu der die IHK Hannover eingeladen hatte, bestätigte damit Dr. Lorenz Kiene, Geschäftsführer der Christian Lühmann GmbH aus Hoya, der sich dafür stark gemacht hatte, den synthetischen Kraftstoffen eine Bühne zu geben. Aus Sicht des Unternehmers bedürfe es mehr Technologieoffenheit und daher auch mehr Information in breiteren Teilen der Öffentlichkeit über die Vorzüge der synthetisch erzeugten Kraftstoffe.

E-Fuels sind flüssige oder auch gasförmige Kraftstoffe, die auf der Basis von Strom mit erprobten Verfahren hergestellt werden. Wenn der Strom, der für die Elektrolyse benötigt wird, aus erneuerbaren Quellen stammt, entstehen klimaneutrale Kraftstoffe.

In der Online-Veranstaltung „Mit E-Fuels zu klimaneutraler Mobilität – technologieoffen in die Zukunft“ tauschten sich Unternehmer und Wirtschaftsfachleute mit Politikerinnen und Politikern aus Landes- und Bundesebene über die Technologie, Anwendung und die erforderlichen Rahmenbedingungen von E-Fuels aus. Die zweistündige Veranstaltung verfolgten rund 300 Interessierte aus dem gesamten Bundesgebiet.

Wirtschaft und Politik diskutieren vor mehr als 200 Interessierten
Die Politik war durch Diskussionsbeiträge von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer und ein Videostatement von Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies vertreten. Live zugeschaltet waren Wirtschaftsminister Dr. Bernd Althusmann, die verkehrspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion Kirsten Lühmann, UNITI-Hauptgeschäftsführer  Elmar Kühn, der Vorsitzende der eFuel Alliance Dr. Peter Seifried sowie Dr. Lorenz Kiene, Geschäftsführer der Christian Lühmann GmbH.

IHK-Präsident Gerhard Oppermann gestand in seinen Begrüßungsworten, dass auch bei ihm das Thema „E-Fuels bislang nicht so sehr auf der Agenda“ gestanden habe. Die Idee aus dem Wirtschaftsausschuss Nienburg, eine solche Veranstaltung dieser Art durchzuführen, habe er daher gern aufgenommen. Er richtete den Appell an die Politik, die Vielfalt der Lösungsmöglichkeiten für eine umweltfreundlichere Mobilität technologieoffen zu diskutieren und gemeinsam mit der Wirtschaft anzugehen. „Wasserstoff und E-Autos dominieren derzeit die öffentliche Diskussion, wir wollen heute aber den Fokus einmal auf E-Fuels als weitere Alternative richten.“

Mineralölunternehmen sehen viele Vorteile
Als Vertreter des Bundesverbands mittelständischer Mineralölunternehmen führte Rechtsanwalt Elmar Kühn mit einem kurzen Vortrag in das Thema ein und erläuterte die Vorzüge der Technologie, wie etwas, dass die bestehende Infrastruktur wie Tankstellen, Raffinerien und Netze weitergenutzt werden könnten. Im Hinblick auf den hohen Energiebedarf bei der Herstellung synthetischer Kraftstoffe aus Wasser und Kohlendioxid, verwies er auf die enormen Potenziale der Sonnenenergie in weiten Teilen der Erde. Für Entwicklungsländer, aber auch für die heutigen Ölexporteure könnte die Technologie große Vorteile bringen und zugleich dem Klimawandel entgegenwirken.

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer sprach sich im IHK-Online-Dialog für Technologieoffenheit im Verkehrssektor aus. Man dürfe nicht nur auf ein Instrument, die Elektromobilität setzen, sondern stattdessen mehrgleisig fahren. Der Bundesverkehrsminister bezeichnete dabei E-Fuels als „zentralen Baustein für die klimafreundliche Mobilität von morgen“. Hier gehe es jetzt darum, schnell „raus aus dem Reagenzglas, rein in die Massenproduktion“ zu kommen.

Natürlich sei die Herstellung synthetischer Kraftstoffe auch mittelfristig noch vergleichsweise teuer, aber insbesondere für den Flugverkehr, seien E-Fuels wichtig. Zugleich verwies Scheuer darauf, dass bei der Herstellung synthetischen Kerosins auch Diesel und Benzin entstünden. Hieraus könne sich eine positive Dynamik entwickeln.

Niedersachsens Umweltminister Lies sieht die Einsatzmöglichkeiten von E-Fuels weniger im Bereich von PKWs. Dort sei die batteriebetriebene Elektromobilität am Zug. Aber auch Lies erwähnte die sinnvolle Einsatzmöglichkeit von E-Fuels beim Schwerlastverkehr, bei Bussen und Flugzeugen.

Kirsten Lühmann, verkehrspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagfraktion, machte deutlich, dass trotz des Ausbaus der Elektromobilität auch noch im Jahr 2030 in Deutschland mehr als 30 Millionen Fahrzeuge mit flüssigem Kraftstoff unterwegs sein werden, die CO2 ausstoßen. Mit E-Fuels könnten diese klimaneutral Mobilität ermöglichen.

Nicht nur Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann erklärte, dass E-Fuels gerade für die Übergangszeit ein wichtiges Instrument auf dem Weg zur Klimaneutralität seien. Allerdings verwies er darauf, dass seine Partei jüngst erst mit einem Vorstoß in Form eines Antrags gescheitert sei, der darauf zielte, der Technologie neuen Schub zu geben.

So könne die Politik eine Pflicht zur Beimischung synthetischer Kraftstoffe in Benzin, Diesel oder Kerosin vorgeben, wie es unter anderem die Lobbyorganisation E-Fuels Alliance fordert. „Das würde der Technologie massiv helfen“, erklärte Peter Seyfried für die Allianz mit ihren gut 150 Mitgliedsunternehmen.

Bei Kerosin sei eine derartige Beimischung derzeit geplant: bis zum 2025 seien 2 Prozent und bis zum Jahr 2050 seien 5 Prozent synthetischen Kraftstoff beizumischen.

In ihrem Fazit sprachen sich vor allem die Wirtschaftsvertreter dafür aus, faire Bedingungen für E-Fuels im Wettbewerb zu schaffen und sich beim Weg in die Klimaneutralität nicht auf eine Technologie allein festzulegen. Bislang werden E-Fuels bei den sogenannten CO2-Flottenemissionen nicht angerechnet, die für die Autokonzerne in der EU relevant sind. Um die Klimaziele zu erreichen, müssen die Konzerne den CO2-Ausstoß der in den Verkehr gebrachten Fahrzeuge massiv reduzieren. Bislang ist dies nur durch niedrige Verbräuche und Emissionen oder den Ausbau der Elektromobilität möglich.

Video der Veranstaltung  „Mit E-Fuels zu klimaneutraler Mobilität – technologieoffen in die Zukunft“

E-Fuels – die Lösung für den klimaneutralen Verkehr von morgen – Youtube-Video von UNITI

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