Wir stellen um. Nicht uns. Sondern lieber die Uhr. Eine Stunde kürzer ist der letzte Sonntag im März: Umstellung auf Sommerzeit!
Aber war da nicht was? Klar, die Befragung. Die EU-Kommission wollte wissen, was die Unionseuropäerinnen und -europäer von der Zeitumstellung halten. Klar auch das Ergebnis: 84 Prozent wollen nicht mehr zweimal jährlich an der Uhr drehen. Ist ja auch irgendwie lästig und spart auch keine Energie. Oder so. Also schlug die EU die Abschaffung vor. Aber jetzt stellen wir wieder um. Änderung nicht in Sicht.
Im Nachhinein wird das alles aber noch viel klarer. Unter den gut viereinhalb Millionen Menschen, die sich europaweit an der Umfrage beteiligten, waren mehr als drei Millionen Deutsche. Das allein macht nichts. Aber schon vor der Pandemie zeichnete sich ab, dass die anderen Länder – mit ohnehin deutlich geringerem Interesse in der Bevölkerung – auch nicht gerade wie wild daran arbeiten, die Zeitumstellung abzuschaffen. Ein Grund: Je nachdem, ob man durchgehend auf Winter- oder auf Sommerzeit umstellt, wirkt sich das in den EU-Ländern höchst unterschiedlich aus. Die Frage ist also weniger, ob man die Zeitumstellung abschaffen will. Sondern für welche Zeit man sich europaweit entscheidet. Denn immerhin ist klar: Es geht nur gemeinsam. Und selbst in Deutschland ist die Diskussion, ob Sommer- oder Winterzeit gelten soll, nicht so ganz eindeutig. Eine Mehrheit will Sommerzeit. Argument gegen die Zeitumstellung ist vor allem die Gesundheit: Da ist aber die durchgehende Winterzeit besser, sagen einige Experten.
Im Nachhinein ist eben manches klarer. In dem Fall, dass die Frage entweder falsch oder nicht vollständig war. Und vielleicht hätte der Kommission die Lage in Europa auch klar sein können, bevor sie die Umfrage anschob. pm
Ursprünglich als Wirtschaftspolitisches Streiflicht, später in einer eigenen Rubrik „Streiflichter“: Glossen begleiten die Niedersächsische Wirtschaft von Anfang an und hatten schon in Vorgänger-Publikationen ihren Platz. An dieser Stelle finden Sie jeden Freitag eine Glosse in dieser Tradition.