Fortsetzung des Konzernumbaus, und das mit ausgeglichenem Ergebnis, sowie beides trotz Corona: Nord/LB-Chef Thomas Bürkle beschrieb im Rückblick 2020 eine stabile Bank, die beim Umbau nach Plan vorankommt.

Manchmal bricht auch bei einem nüchternen Banker ein Hang zur Wortakrobatik durch: Die Herausforderungen für die Nord/LB und ihre Belegschaft in den letzten Jahren seinen „formidabel“ gewesen, sagte der Vorstandschef bei der Bilanzpressekonferenz in Hannover. Er dürfte die ältere Bedeutung des Wortes meinen, im Sinne von besorgnis-, vielleicht sogar furchterregend. Und Bürkle hatte dabei sicher nicht nur die Pandemie vor Augen: Die Bank ist seit 2017 dabei, sich nach der durch Schiffskredite ausgelösten schweren Schlagseite neu aufzustellen. Diesen Weg ging die Nord/LB auch im Corona-Jahr 2020 weiter.

Dabei legte Bürkle ein, wie er sagte, ausgeglichenes Ergebnis vor. Das bedeutet konkret: Nach Steuern beläuft sich das Konzernergebnis auf 25 Mio. Euro, vor Steuern sind es minus 13 Mio. Euro. Aufschluss über die Entwicklung der Bank bietet aber insbesondere der Blick auf die Bilanzsumme. Sie erreichte im vergangenen Jahr 126,5 Mrd. Euro, ziemlich genau 13 Mrd. Euro weniger als 2019. Damit ist die Bilanzsumme der Nord/LB in den vergangenen zehn Jahren um insgesamt rund 100 Mrd. Euro geschrumpft. Das soll auch noch weitergehen: 2024 soll die Nord/LB-Bilanzsumme in einer Größenordnung von 100 Mrd. Euro angekommen sein. Dann soll auch die Beschäftigtenzahl knapp unter 3000 liegen – das wäre dann am Ende des Umbaus etwa eine Halbierung.

Nicht bloß ein Sparprogramm

Eine kleiner werdende Belegschaft verbunden mit Sparerfolgen bei den Sachkosten führen zu einem weiter sinkenden Verwaltungsaufwand. Der lag 2020 bei 934 Mio. Euro, rund 36 Mio. Euro weniger als im Jahr zuvor. Thomas Bürkle wies aber ausdrücklich darauf hin, dass die Nord/LB nicht einfach nur ein Sparprogramm vorantreibt. Die Bank soll schneller und agiler werden. Dabei ist die Digitalisierung ein zentrales Thema: Für den Umbau der Bank insgesamt werden in diesen Bereich rund 500 Mio. Euro investiert. Angestrebt wird aber auch ein Kulturwandel innerhalb der Bank mit flacheren Hierarchien und schnellerer, direkter Kommunikation.

Nächster großer Schritt auf dem Weg zu einer schlankeren Nord/LB ist die Integration der Immobilientochter Deutsche Hypo, die Mitte des Jahres vollzogen sein soll. Dabei bleibt die Marke erhalten, das Geschäft wird aber innerhalb der Nord/LB abgewickelt. Wo die Synergieeffekte liegen, machte Bürkle in Zahlen deutlich: Man brauche für das Geschäft mit Gewerbeimmobilien keine eigene Banklizenz. Der Aufwand für die Regulatorik verringere sich damit unter dem Strich um einen zweistelligen Millionenbetrag.

Deutsche Hypo kommt – Landessparkasse bleibt

Die Deutsche Hypo wird integriert, die Braunschweigische Landessparkasse verlässt aber nach aktuellem Stand den Konzern nicht. Hier gebe es nicht viel Neues, sagte Bürkle auf Nachfrage. Für das Management bedeute die aktuelle Lage, dass die Landessparkasse Teil der Nord/LB bleibt, „bis zum Beweis des Gegenteils.“

Zurück ins Covid-Jahr 2020: „Natürlich hat die Corona-Pandemie Einfluss auf unser Geschäftsergebnis gehabt. Die Kreditausfälle im Zusammenhang mit der Pandemie sind bislang glücklicherweise recht überschaubar. Dennoch haben wir unsere Risikovorsorge im vergangenen Jahr kräftig aufgestockt“, erklärte der Nord/LB-Chef. Ausgewiesen werden 426 Mio. Euro, davon 386 Mio. Euro im Rahmen eines so genannten Management Adjustments für potenzielle pandemiebedingte Ausfälle in der Zukunft. Die größten Brocken liegen dabei mit 255 Mio. Euro im Bereich der Flugzeugfinanzierungen, gefolgt von Immobilien (79 Mio. Euro) und Firmenkunden (73 Mio, Euro). Das Schiffskredit-Portfolio stellt nach dem weiteren Abbau im vergangenen Jahr kein Risiko mehr dar.

Insgesamt bezeichnete Thomas Bürkle 2020 als relativ erfolgreiches Jahr für die Nord/LB. Auch operativ sei die Bank stabil, sagte er, und meinte damit weitgehend normale Abläufe angesichts einer Homeoffice-Quote von 80 Prozent. Er machte aber deutlich, dass menschliche oder psychologische Effekte für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein anderes Thema seien.

Ein Hauch von Abschied zum Abschluss

Auch im laufenden Jahr werde abhängig von ihrem Verlauf die Pandemie weitere Belastungen für die Bank bringen. Zwar sei die Bank gut gestartet, aber könne aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine seriöse Ergebnisprognose abgeben, sagte Thomas Bürkle, dessen Vertrag als Vorstandschef Ende des Jahres ausläuft. Zu einer möglichen Verlängerung mitten im Umbau der Bank wollte er sich nicht äußern. Vermutlich würde er auch nicht bestätigen wollen, dass sein Schlusswort bei der Bilanzpressekonferenz mit einem Dank an die virtuell teilnehmenden Journalisten für die Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren doch ein Hauch von Abschied durchwehte.

 

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