Müdigkeit in der Videokonferenz war an dieser Stelle vor kurzem das Thema. Und die Frage, ob es hilft, wenn man statt seiner selbst einen Avatar visuell-virtuell in die Besprechung schickt. Und was das sonst noch bedeutet. Ob vielleicht die Realität etwas zu verschwimmen beginnt, wenn man nicht mehr weiß, wer hinter einem Avatar steckt.
Vielleicht ist es aber doch gar nicht so falsch, hinter einem künstlichen Gesicht zu stecken. Schließlich wird an Programmen gearbeitet, die die Aufmerksamkeit von Teilnehmern in Konferenzen erfassen. Also besser nicht Gähnen oder, an was anderes denkend, verträumt in die Gegend gucken. Oder kritisch die Augenbrauen heben, spöttisch die Mundwinkel verziehen. Erstmal, so war zu lesen, soll die Software aber nur dazu dienen, Besprechungen zur richtigen Zeit im richtigen Raum stattfinden zu lassen. Genau dort und genau dann, wenn es für die Konzentration der Gesprächsrunde am besten ist.
Aber wird man bei dieser Form ständiger Beoabchtung nicht ebenso angestrengt sein, wie das heute bei Videokonferenzen der Fall zu sein scheint? Gerade, weil man sich zu jedem Zeitpunkt unter Kontrolle haben muss? Man wird schneller müde, ist aber bis dahin besser drauf.
Mag jedoch sein, dass die Software, an der gerade getüftelt wird, auch noch gar nicht für Videokonferenzen gedacht ist. Da würde man ja auch nicht schneller ermatten als sonst, weil man sich ohnehin beobachtet fühlt. Dafür kann man sich den Raum nicht unbedingt aussuchen. Grundsätzlich aber haben wir eine hohe Meinung von Softwareentwicklern und trauen ihnen so ziemlich alles zu: Der Ansatz wird sich doch auf auf virtuelle Besprechungen übertragen lassen. Schwierig wird es nur, wenn dort dann ein Avatar – und muss man ergänzen: eine Avatarin – sitzt. Der – oder die – gähnt nicht, guckt nicht verträumt und sieht nur dann gelangweilt aus, wenn man es will. pm
Ursprünglich als Wirtschaftspolitisches Streiflicht, später in einer eigenen Rubrik „Streiflichter“: Glossen begleiten die Niedersächsische Wirtschaft von Anfang an und hatten schon in Vorgänger-Publikationen ihren Platz. An dieser Stelle finden Sie jeden Freitag eine Glosse in dieser Tradition.