In einer ehemaligen Waschküche entstand vor 75 Jahren in Hildesheim der Georg Olms Verlag. Der Gründer von einst ist noch heute in dem Wissenschaftsverlag aktiv. Wagen wir einen Rückblick und gewinnen Einblicke in einen international renommierten Verlag sowie das Wirken eines großen Pferde-Liebhabers.

Farmer in Namibia, dem früheren Deutsch Südwest-Afrika, wollte
Georg Olms eigentlich werden. Doch der Zweite Weltkrieg zerstörte diesen Traum, genauso wie das Buchgeschäft seines Vaters in Hildesheim. Im Alter von 47 Jahren und körperlich seit einer Erkrankung aus dem ersten Weltkrieg geschwächt, konnte sich sein Vater eigentlich nicht für einen Wiederaufbau seines Geschäfts erwärmen: „Es sei denn, du willst Buchhändler werden.“ Georg Olms, damals 18 Jahre alt und nach einer Flucht aus dem Gefangenenlager bereits früh aus dem Krieg zurück, wollte.
So richteten die beiden im Herbst 1945, wenige Monate nach Kriegsende, in einer Waschküche eine neue Buchhandlung ein. „Die Witwe eines befreundeten Lehrers der Michelsenschule hatte uns diesen Raum ihres völlig zerstörten Hauses überlassen“, erinnert sich Georg Olms mit heute 93 Jahren. „Das war eine echte Bruchbude.“ Mit einem Maurer besserten sie das Nötigste aus. Freunde und Bekannte packten mit an. Innerhalb kürzester Zeit hatten sie neun Angestellte. „Die passten alle gar nicht in den kleinen Laden hinein. Doch wer damals keine Arbeit nachweisen konnte, musste Steine kloppen“. So seien in dieser Anfangszeit viele auf sie zugekommen, um ihre Arbeitskraft anzubieten.

In einer früheren Waschküche richtete Georg Olms 1945 zusammen mit seinem Vater eine Buchhandlung ein. Foto: privat

Buchhandlung ohne Bücher
Neue Bücher gab es unmittelbar nach dem Krieg nicht. Doch sein Vater kannte noch viele Hildesheimer, die vor dem Krieg Bücher bei ihm gekauft hatten und nicht ausgebombt worden waren. „Wir haben diese dann aufgesucht und fast bei jedem einige Bände bekommen.“ Nachdem sie knapp 250 Bücher zusammen hatten, organisierten die Olms eine kostenpflichtige Ausleihe. Geld verdienten sie auch mit dem Kartenvorverkauf für das Hildesheimer Stadttheater. Eine Grafikerin gestaltete Grußkarten. Und auch die ersten 40 Pelikan-Füllfederhalter, die ein Onkel aus Hannover organisierte, fanden im Tauschgeschäft schnell Interessenten.

Aus der Buchhandlung ohne Bücher ist in den vergangenen 75 Jahren die
Georg Olms Verlag AG geworden, bei der der Gründer von einst noch immer aktiv mitwirkt. Bis heute fährt Georg Olms jeden Tag mit seinem Oldtimer Mercedes 190 in den Verlag, der seit 1976 am Hagentorwall in Hildesheim seinen Sitz hat. Meist von elf bis fünf unterstützt er seinen Sohn Dietrich, der 1990 die Programmleitung für das gesamte Wissenschaftsprogramm des Verlags übernahm. Wie in der Anfangszeit führen Vater und Sohn das Unternehmen gemeinsam. „Und das klappt sehr gut mit uns“, sagt Dietrich Olms.

Rund 150 geisteswissenschaftliche Arbeiten und Fachbücher bringt der Wissenschaftsverlag jedes Jahr in den verschiedenen Fachrichtungen insbesondere von Altertumswissenschaften, Arabistik, Germanistik und Kunstgeschichte bis zu Musikwissenschaft, Philosophie und Religion heraus. Einige Titel erscheinen auch in der altehrwürdigen 1680 gegründeten Weidmannschen Verlagsbuchhandlung, die Georg Olms Anfang der 1980er Jahre übernommen hat. Die 25 Beschäftigten des Verlags kümmern sich um den gesamten Prozess der Buchherstellung, von der Sichtung eingesandter Manuskripte bis zur Erstellung der Druckvorlagen, inklusive Marketing und Vertrieb.
Der Hildesheimer Verlag und die Person Georg Olms haben durch ihr Wirken in den vergangenen Jahrzehnten auch international großes Ansehen erworben. Es gibt nicht viele, die zwei Ehrendoktorwürden, das Verdienstkreuz am Bande des Niedersächsischen Verdienstordens und die Ehrensenatorenwürde der Universität Hildesheim tragen und zu deren jüngsten runden Geburtstagen Festakte mit zahlreichen prominenten Gästen organisiert wurden.


Der Georg Olms Verlag hat seinen Sitz seit 1976 am Hagentorwall in Hildesheim. Foto: privat

So machte sich der Olms Verlag nach dem Krieg einen guten Namen durch sogenannte Reprints, also Nachdrucke wissenschaftlicher Werke, die vielfach verbrannt waren und in Bibliotheken fehlten. Während andere Nachdruckverlage alles herstellten, was irgendwie Absatz versprach, erlaubte sich Olms, dies in Absprache mit den Fachgelehrten und Bibliothekaren zu tun. Folglich wurde nur das publiziert, was wirklich gefragt war.
Georg Olms hat aber nicht allein als Leiter eines international tätigen Verlagshauses hohes Ansehen erworben. Er ist seit 1964 erfolgreicher Züchter von Asil Arabern und leidenschaftlicher Reiter. Eine Passion, der er bis heute enge Kontakte und Freundschaften in die arabische Welt verdankt.

Schon als Kind übte das Reiten eine besondere Faszination auf ihn aus. Als die Jugendorganisation der Nazis in Hildesheim auch Reitlehrgänge statt der üblichen Dienste des „Deutschen Jungvolks“ anbot, war es Olms, der sich jeden Tag auf den Weg zu den Ställen machte, um dort ein bis zwei Stunden zu reiten. Nach einigen Monaten habe er als „bester Reiter“ Anspruch auf das „beste Pferd des Stalles“ gehabt, erinnert sich Olms heute. „Es war ein Araber, ein Beute-Pferd aus Polen.“ Die Pferderasse hat es ihm besonders angetan. Araber sind temperamentvoll, gleichzeitig aber auch besonders kluge und ausdauernde Pferde.

Olms verkaufte mehr als 120 Araber
Mehr als 120 Araber aus seiner Zucht verkaufte Olms in zahlreiche Länder, vor allem in die arabische Welt. Es entstanden Freundschaften nach Ägypten, Bahrain und bis in den Oman. Olms gründete den Asil Club, eine Internationale Gemeinschaft zur Erhaltung und Pflege des Asil Arabers, der mittlerweile Mitglieder aus fast 40 Nationen angehören, darunter die Gestüte des Königshauses von Saudi-Arabien, des Königs von Bahrain, des Sultans von Oman sowie den Scheichs von Katar. Bis heute ist er Präsident des Asil Clubs. Im Laufe der Jahre entstanden auch enge Beziehungen zu den Emiren der Vereinigten Arabischen Emirate.

Aus diesen Freundschaften sind zahlreiche hochkarätige Buchprojekte erwachsen, die der Olms Verlag nicht nur für die Königshäuser durchgeführt hat. „Das Highlight darunter ist sicherlich die Mango-Enzyklopädie, die wir für den Sultan von Oman erstellt haben“, sagt Dietrich Olms. „Der Herrscher liebte die Mango und er hat ein Redaktionsteam in Muscat damit beauftragt, alle wissenschaftlichen Erkenntnisse zusammenzutragen und anschließend mit Olms zu kooperieren.“ Das Projekt zog sich über insgesamt fünf Jahre. Das komplette Projektmanagement lief über Hildesheim. Herausgekommen ist am Ende ein Werk in vier Sprachen mit je rund 5000 Seiten, in 88 Bänden. Olms schickte am Ende rund 35?000 Bücher in den Oman.

Dietrich Olms macht keinen Hehl daraus, dass es eine gewisse „Quersubvention“
zwischen dem Wissenschaftsbereich und diesen anderen lukrativen Aufträgen des Verlags gibt. Denn natürlich spürt auch der Olms Verlag den digitalen Wandel, der die Nachfrage nach Büchern beeinflusst. Lag eine übliche Auflage eines neuen Fachbuchs früher bei rund 400 so sind es heute meist nur noch 150 Exemplare. „Bei den meisten Bibliotheken fließt inzwischen immer mehr Geld in Digitalpublikationen und bei starren Budgets heißt das, der Kuchen, der für gedruckte Neuanschaffungen bleibt, wird für alle kleiner“, erklärt der 59-Jährige. Der Verlag habe darauf bislang mit einer „strafferen Herstellung“ und einer Erhöhung seiner Ladenpreise reagiert.

Über seinen Traum des Farmer-Daseins in Namibia schmunzelt Georg Olms heute. Vielleicht waren die Pferdezucht, das eigene Gestüt und die Reisen in ferne Länder aber auch eine gewisse Entschädigung für ihn. Seit 1972 hat Olms Jahr für Jahr die arabischen Länder bereist. „Das fällt dieses Jahr leider aus.“

 

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Georg Thomas

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