Aus der IHK-Vollversammlung im September: DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben zur Arbeit in Berlin
Anfang September kam die Vollversammlung der IHK Hannover zu ihrer zweiten Hybridsitzung seit Ausbruch der Pandemie zusammen. Mittlerweile schon fast Normalität in der Balance zwischen zwanzig Mitgliedern im Plenarsaal in Hannover und den online zugeschalteten Mandatsträgern aus der IHK-Region von Nienburg bis Göttingen. Eine Premiere war die Sitzung für Maike Bielfeldt, die am 1. September ihr Amt als neue Hauptgeschäftsführerin der IHK Hannover angetreten hatte und vom Plenum herzlich empfangen wurde. Nach einem halben Jahr Wirtschaften und Leben in der Corona-Pandemie, im Lockdown und mit schrittweisen Lockerungen, mit wirtschaftlichen Folgen die weit über dieses Jahr hinaus spürbar sein werden zog sich die Pandemie wenig überraschend wie ein roter Faden durch die Sitzung.
Von der Corona-Krise quasi über Nacht getroffen habe die IHK Hannover in den folgenden Wochen und Monaten gezeigt was in ihr steckt, so IHK-Präsident Gerhard Oppermann. In kürzester Zeit seien die Beratungskapazitäten unter schwierigen Bedingungen hochgefahren worden. In über 10 000 Beratungsgesprächen zu Soforthilfen, Kurzarbeitergeld, Krediten und Bürgschaften habe die IHK ihren Mitgliedsunternehmen mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Mehr denn je sei die Kompetenz der IHK in der politischen Interessenvertretung insbesondere im Austausch mit der niedersächsischen Landesregierung und den Kommunen gefragt gewesen. Und nicht zuletzt konnten die Berufsabschlussprüfungen 2020 dann im Sommer erfolgreich durchgeführt werden. „Das war eine klasse Leistung unserer Mitarbeiter und ein toller Job von allen Beteiligten“, bedankte sich IHK-Präsident Oppermann im Rückblick. „Ich sage jetzt mit noch mehr Überzeugung: Wir sind die gewichtige Stimme der Wirtschaft“. Die Corona-Pandemie werde allerdings auch an der IHK nicht spurlos vorüber ziehen und deutliche Spuren bei den IHK-Finanzen hinterlassen. Die aktuell gemeldeten Einbrüche bei den Gewerbesteuern wirken sich bei den IHKs verzögert aus und werden die IHK Hannover in der Spitze in den kommenden zwei bis drei Jahren treffen.
Wie hat sich aber die Arbeit des DIHK in der Corona-Krise verändert? Einen aktuellen und ganz persönlichen Einblick in den drei Dimensionen International, National und Organisation bot DIHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Martin Wansleben, der dafür von Berlin nach Hannover angereist war. International sei die Corona-Krise eine andauernde Zerreißprobe für den Welthandel mit weltweiten Nachfrageeinbrüchen und weiter ungelösten Handelskonflikten. Durch die weltweiten Reisebeschränkungen seien die AHKs in der Krise an über 140 Standorten auf der Welt, viele davon im Risikogebiet, gefragte Anlaufpunkte für deutsche Unternehmen. „Ich bin stolz auf die Kollegen weltweit, die in den Auslandshandelskammern unter teilweise sehr schwierigen Bedingungen die Stellung gehalten haben“, sagte Wansleben. National habe es nach Ausbruch der Krise eine hohe Bereitschaft zur Kooperation gegeben. „Wir hatten noch nie eine so gute Zusammenarbeit mit der Politik, aber auch mit anderen Wirtschaftsverbänden wie in dieser Krise“, so Wansleben.
Bereits in der Frühphase der Krise habe der DIHK die Wirksamkeit politisch favorisierter Kreditinstrumente in dieser Krise hinterfragt, während durch den Lockdown mit harten Umsatzeinbrüchen die Kredittragfähigkeit in vielen Unternehmen in Frage gestellt war. Aber auch aktuell gebe es Nachbesserungsbedarf, etwa bei den Überbrückungshilfen mit etwas zu restriktiven Anforderungen. Deutliche Kritik hatte der DIHK-Hauptgeschäftsführer für das aktuell in Berlin diskutierte Lieferkettengesetz. Das Ziel fairer Produktionsbedingungen in den Zulieferländern werde von der deutschen Wirtschaft geteilt. Wenn ein Unternehmen aber künftig darauf verpflichtet und in Haftung genommen werde, nicht nur seine Lieferanten sondern auch zig Sublieferanten von Lieferanten zu kontrollieren, sei dies selbst mit erheblichem bürokratischen Aufwand praktisch kaum leistbar.
Die Corona-Krise habe die gesamte IHK-Organisation in die Pflicht genommen und ihre rund 10 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hätten gezeigt wie schnell und gut man mit politischen und anderen wirtschaftlichen Akteuren in der Krise zusammen arbeiten kann. Fazit von Dr. Martin Wansleben: Authentizität in der Aussage, Glaubwürdigkeit im Handeln, Teil von Lösungen zu sein für regionale Themen, für Landespolitik und auch auf Bundesebene – die IHK-Organisation sei eine integre Organisation mit großen Chancen und Verpflichtungen!
Zukunftsthemen erarbeiten
Die September-Sitzung der Vollversammlung nutzte Hauptgeschäftsführerin Maike Bielfeldt auch, um einen neuen Kommunikationsprozess für die Zukunftsthemen der IHK Hannover zu starten. Themen wie Digitalisierung, Stärkung der gesamten Region, Entbürokratisierung und Zukunftstechnologien wie Wasserstoff würden in den nächsten Wochen zunächst in den IHK-Ausschüssen und dann über ein neues Meinungsbildungsportal bei den Mitgliedsunternehmen der IHK zur Diskussion gestellt. Ziel sei, bis 2021 gemeinsam die Leit- und Zukunftsthemen zu definieren und mit Grundsatzbeschlüssen in der Vollversammlung das Fundament zu geben. „Wir wollen als IHK sprechfähig sein, wenn es um die Zukunftsthemen und Weichenstellungen in unserer Region für die kommenden Jahre geht“, unterstrich Maike Bielfeldt im Plenum der IHK Hannover.
Kein IHK-Auftakt
Angesichts der Unsicherheit bei der Corona-Pandemie und der Zulässigkeit von größeren Veranstaltungen hat sich die IHK Hannover entschlossen, auf den Auftakt 2021 zu verzichten. Der IHK-Auftakt, bei dem immer auch der jeweilige Ministerpräsident spricht, ist Plattform für den Austausch zwischen Wirtschaft und Politik sowie gleichzeitig Treffpunkt von Unternehmerinnen und Unternehmern aus der Region. Auch die Wirtschaftsempfänge in Hildesheim und Göttingen finden im kommenden Jahr nicht statt.
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Stefan Noort
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