Lockerung heißt nicht Lockerheit. Das zeigt sich in diesen Tagen auch bei den Anbietern touristischer Busreisen. Sie dürfen zwar wieder fahren und Reisen anbieten, doch nur mit hohen Auflagen. Selbst wenn es gut läuft, ist die Hälfte der Saison bereits gelaufen.
Teil 3 – Beckmann Reisen
Nach dem wochenlangen Stillstand war bei Oliver Beckmann der Wunsch groß, wieder loszufahren. „Ich starte zur Not auch mit 20 Gästen im Bus“, sagte der Geschäftsführer von Beckmann Reisen Anfang Juni. Es sei ihm einfach wichtig, dass es wieder losgehe, sagt der 51-Jährige. „Und wenn wir vier Wochen nur mit halber Besetzung fahren.“
Die lange Zwangspause ist an dem Unternehmen, das 1934 von Beckmanns Großvater in Hannover gegründet wurde nicht spurlos vorübergegangen. Die sieben Busse standen auf dem Hof und alle festangestellten Fahrer mussten in Kurzarbeit. „Und unser vierköpfiges Team im Büro musste wochenlang Reisen stornieren. Alle Buchungen rückabwickeln.“
Durch die enge Zusammenarbeit mit den Reisebüros in Hannover – seine Schwester Katja führt selbst eines – die auch Fahrten von Beckmann Reisen verkaufen, wusste der Geschäftsführer schon früh, wie schwer die wirtschaftliche Not vieler Reisebüros war. Als die Branche Mitte Mai eine Demonstration in Hannover anmeldete, organisierte er einen Korso der Busreiseunternehmen durch die Stadt, an dem sich mehr als 30 Busse beteiligten. Der Stillstand der Branche und die Auswirkungen sollten sichtbar werden. „Ich denke, das ist uns gelungen“. Auch an einer Großdemonstration in Berlin mit rund 1000 Reisebussen nahm Oliver Beckmann teil. Mit zurück nach Hannover nahm er eine Zusage der Politik, dass die Reisebusunternehmen eine weitere finanzielle Unterstützung erhalten sollen.
Oliver Beckmann sitzt regelmäßig selbst am Steuer der Busse. „Ich bin gern unterwegs u nd mache das mit Leib und Seele“, sagt er. Bei ihm überwiegt die Zuversicht. Nach den ersten Tagesfahrten zum Spargelessen und an die Nordsee, steuert er in diesen Tagen die dänische Insel Bornholm an. Neben vielen Reisen innerhalb Deutschlands führt der Katalog von Beckmann Reisen auf 70 Seiten auch einige Fahrten in europäische Nachbarländer auf. Über den Flickenteppich der unterschiedlichen Corona-Regeln in Deutschland und Europa, den auch die Politik inzwischen versucht aufzulösen, hat sich Beckmann anfangs sehr geärgert. Doch nun bieten sich ihm auch Chancen. In Dänemark nämlich können seine Reisenden ihre Masken während der Fahrt auch abnehmen.
Internetseite von Beckmann Reisen
Weiterlesen:
– Schörnig Reisen (Teil 2)
– Artal Reisen (Teil 1)
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