Ein magnetischer Verschluss für Cellobögen war Joachim Fiedlers erstes Patent. Inzwischen sind die magnetischen Verschlüsse von Fidlock aus Hannover wichtige Features für Fahrradhelme und -flaschen, Schulranzen, Taschen, Schuhe und Kleidung.

Mitte März, kurz nach dem Umzug in die neue Zentrale in Hannover-Lahe, trifft die Corona-Krise auch die Fidlock GmbH. Die Hälfte der Mitarbeiter des auf Magnetverschlüsse spezialisierten Unternehmens arbeitet im Homeoffice. Erst Mitte Mai haben alle der 60 Beschäftigten ihren neuen Firmensitz von innen gesehen. In den Gängen warten ein paar Umzugskisten darauf, ausgepackt zu werden. Im Foyer steht Desinfektionsmittel, in den großzügigen Büros wurden die Schreibtische auseinander gestellt. Abstand einhalten und auf Hygiene achten, heißt es auch bei Fidlock.

Das neue Domizil in Lahe. Foto: Fidlock

Corona ist nicht die erste Krise, die das Unternehmen durchlebt. „Das ist jetzt ein kleines Déja-vu. Die 2008er Krise hat mein Leben insofern verändert, als ich mit Familie und Unternehmen von Berlin nach Hannover gezogen bin“, berichtet Joachim Fiedler, Gründer und Geschäftsführer von Fidlock. „Wir hatten hier faire Bedingungen für eine Weiterfinanzierung vom Hannover Beteiligungs Fonds, gemanaged von Enjoy Venture.“
Fiedler ist diplomierter Cellist. Nach seinem Studium verdiente er sein Geld bei Orchestern, etwa bei den Berliner Philharmonikern. Beim Verstauen des Instruments nervte ihn regelmäßig die lästige Cellobogen-Halterung. „Also habe ich eine magnetische erfunden, dazu ein multifunktionales Sitzkissen für den Musiker und einen Tragegurt.“ Mit diesem ersten Patent gründete er 2003 seine erste Firma „Fiedler Cases“ in Berlin, die es heute noch gibt. Und setzte sich weiter mit verpolbaren Verschlüssen auseinander. „Es gab einfache Magnete oder Magnetverschlüsse, aber nicht den plastikverbundenen Magnetverschluss.“ Diesen Verschluss meldete er 2007 als zweites Patent an und gründete Fidlock. Der Firmenname setzt sich aus Fiedlers Nachnamen und dem englischen Verb „lock“ für „verriegeln“ zusammen.

Magnetverschluss an einem Helm. Foto: Fidlock

Einer der ersten Kunden war der schwäbische Outdoor-Ausrüster Tatonka, der die magnetischen Verschlüsse für seine Taschen verwendete. Inzwischen finden sich die Verschlüsse auch an Schulranzen von Ergobag oder Satch, Kindersitzen von Maxi-Cosi, Schuhen von Nike und Ecco, Fahrradschlössern von Abus oder Exoskeletten von Ottobock. „Bei vielen Produkten sind wir der erste Touchpoint am Produkt.“

Magnetverschluss an einer Tasche. Foto: Fidlock

2019 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von 16 Mio. Euro. Etwa 40 Prozent des Umsatzes wird in Deutschland erzielt, ein Viertel in Amerika, der Rest in der Welt verteilt. Um die Wege zu den Markenartikelherstellern kurz zu halten, produziert Fidlock in China. Im Januar wurde ein Tochterunternehmen in Shenzhen gegründet. Weltweit unterstützen Fidlock 55 Partner in 36 Ländern.
Der Magnetverschluss-Spezialist hat weltweit 65 Patentfamilien mit mehr als 300 Einzelpatenten. „Das ist die DNA von Fidlock“, sagt der 53-Jährige und betont, wie wichtig es ist, sich damit auseinanderzusetzen. „Patente sind für mich nicht nur zum Schutz da. In der Beschäftigung damit, beispielsweise beim Schreiben, sind ganz neue Ideen entstanden.“

Das Radflaschensystem Twist. Foto: Fidlock

Vor drei Jahren hat Fidlock unter der Marke „Twist“ eine eigene Produktreihe auf den Markt gebracht. „Unser Ziel ist, dass wir mit unserem Twist-System zum Standard in der Fahrradindustrie werden.“ Ein Etappenziel ist bereits erreicht: Abus bringt in Kürze einen lizenzierten, mit dem Twist-System von Fidlock kompatiblen Halter für sein meistverkauftes Fahrradschloss „Bordo“ heraus. Und Hercules, Pegasus, Bulls, Flyer, Kettler und Haibike rüsten künftig alle Fahrräder mit einer Universalhalterung von Fidlock aus.
Seit 2017 ist der Wuppertaler Zangenfabrikant Ralf Putsch mit 80 Prozent an Fidlock beteiligt. „Darüber bin ich sehr glücklich. Da kann man viel langfristiger denken“, so Fiedler.

Hermetic Bag. Foto: Fidlock

2019 wurde ein Lizenzvertrag mit Gooper aus Israel abgeschlossen. Deren magnetisch-abdichtende Beutelverschlüsse sind die Grundlage für Fidlocks neue Dry Bag-Kollektion „Hermetic“. Mit den Taschen steigt Fidlock in den medizinischen Bereich ein. 3000 dieser wasserdichten Kunststofftaschen, in denen man Handys oder Tablets schützen kann, hat Fidlock an medizinische Institutionen gespendet.
Wie verkraftet Fidlock Corona? „Wir sind erstaunlich stabil, wir haben leichte Umsatzeinbußen“, stellt Fiedler fest. „Im Consumer Product Geschäft geht es stärker bergauf. Wir haben langfristig ganz viele Produkte in der Pipeline. Daher rechne ich mit einem deutlichen Zuwachs bis 2021.“

 

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Barbara Dörmer

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