Ottobock hat durch eine Umsatzsteigerung um 8 Prozent auf 1003 Mio. Euro (Vorjahr: 927 Mio. Euro) im Geschäftsjahr 2019 erstmals die Umsatzmarke von einer Milliarde Euro übersprungen.
Unterstützt durch das Umsatzplus und dank der konsequent gesteigerten Effizienz stieg der bereinigte operative Gewinn vor Sondereffekten (Underlying EBITDA) überproportional um 10 Prozent auf 191 Mio. Euro (Vorjahr: 174 Mio. Euro)
„Wir sind stolz darauf, im vergangenen Jahr – dem 100-jährigen Bestehen von Ottobock – sowohl beim Umsatz als auch beim operativen Ergebnis neue Rekordwerte erreicht zu haben. Unsere Geschäftsführung schafft es, dynamisches Wachstum und steigende Profitabilität miteinander zu verbinden“, sagt Prof. Hans Georg Näder, Eigentümer und Vorsitzender des Verwaltungsrats der Ottobock SE & Co. KGaA.
Im Segment O&P, dem das Prothetik- und Orthetik-Komponentengeschäft sowie mit Patient Care auch die Versorgung von PatientInnen zugeordnet ist, hat Ottobock den Umsatz organisch um 6 Prozent auf 876 Mio. Euro gesteigert. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist die zunehmende Versorgung von PatientInnen mit technologisch anspruchsvollen, mikroprozessorgesteuerten Prothesen – als Beispiel ist die Beinprothesenlösung Genium zu nennen oder die intuitive Steuerung Myo Plus, mit der AnwenderInnen myoelektrische Hände dank künstlicher Intelligenz und Mustererkennung flüssig bewegen können. Insgesamt hat Ottobock die führende Position auf dem Weltmarkt für Prothesen technologisch wie wirtschaftlich klar behauptet.
Weiteres Wachstumspotenzial im Segment O&P bietet das weltweit einzigartige Neuro-Beinorthesensystem C-Brace, das Menschen mit Lähmungen in den Beinen dabei hilft, wieder laufen und stabil stehen zu können. 2019 hat Ottobock die zweite Generation des C-Brace vorgestellt. Erfreulicherweise haben die Zulassungsstellen in den vergangenen Monaten die Erstattungszusagen der Gesundheitssysteme in Deutschland und Japan erteilt und damit die Basis für eine entsprechend hochwertige Versorgung der PatientenInnen geschaffen.
„Wir verstehen uns als vertikal integrierter Lösungsanbieter, der innovative Produkte und die Patientenversorgung zu einem ganzheitlichen Ansatz verbindet, um die Mobilität von Menschen zu verbessern. Diese Ausgewogenheit im Geschäftsmodell, gleichzeitig Weltmarktführer in der Prothetik zu sein und eine hohe Nähe zu unseren Anwenderinnen und Anwendern zu haben, ist in der Medizintechnik einzigartig“, sagt Philipp Schulte-Noelle, CEO von Ottobock.
Im Segment Others, zu dem unter anderem das Rollstuhlgeschäft Human Mobility und der Start-up-Bereich Industrials zählen, hat Ottobock den Umsatz organisch um 7 Prozent auf 127 Mio. Euro gesteigert. Das Rollstuhlgeschäft entwickelte sich mit einem Wachstum im zweistelligen Prozentbereich sehr positiv, insbesondere durch die erhöhte Nachfrage nach Leichtgewichtrollstühlen, Aktiv- und Sportrollstühlen sowie Elektrorollstühlen. Elektromobilität ist seit Jahren fester Bestandteil der Produktpalette. Mit Umsatzerlösen im niedrigen einstelligen Millionen-Euro-Bereich ist der Start-up-Bereich Ottobock Industrials noch vergleichsweise klein, wächst aber exponentiell. Innovative Exoskelette für MitarbeiterInnen in Produktion, Logistik und Handwerk reduzieren die körperliche Beanspruchung im Schulter- oder Rückenbereich deutlich und bieten erhebliches Potenzial für die kommenden Jahre.
Starkes Wachstum in Asien und Südamerika
Aus regionaler Sicht ist das Geschäft in Westeuropa um 6 Prozent gewachsen. Es macht rund die Hälfte des Gesamtumsatzes von Ottobock aus. Während in Nordamerika und EEMEA (Osteuropa, Mittlerer Osten und Afrika) Umsatzzuwächse von 2 bzw. 7 Prozent verzeichnet wurden, stachen die Wachstumsraten in den Emerging Markets Asien-Pazifik (+8 Prozent) und Lateinamerika (+15 Prozent) hervor.
Das Investitionsvolumen von Ottobock belief sich im Geschäftsjahr 2019 auf 184 Mio. Euro – ein Anstieg um 54 Mio. Euro bzw. 42 Prozent. Wesentliche Gründe waren die Akquisition von Vigo, einem führenden Patient Care-Anbieter in Belgien und Polen mit einem Jahresumsatz von rund 70 Mio. Euro, sowie weitere Transaktionen zur Stärkung der PatientInnenversorgung in Frankreich, Italien, Schweden und in den USA. Insgesamt 100 Mio. Euro hat Ottobock in die Übernahme der Unternehmen investiert.
Darüber hinaus investierte das Unternehmen 51 Mio. Euro in Sachanlagen, nicht zuletzt, um Produktion, Logistik und Service auszuweiten. Auf den Hauptsitz in Duderstadt entfielen 21 Mio. Euro, unter anderem für ein neues Logistikzentrum, ein Fräszentrum und das sogenannte iFab zur individuellen, digital gesteuerten Fertigung von Prothesen und Orthesen per 3D-Druck.
Weitere 61 Mio. Euro hat Ottobock im vergangenen Geschäftsjahr für Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten aufgewendet. „Mit Innovationen haben wir uns in den vergangenen Jahrzehnten die Position als Markt- und Technologieführer bei Wearable Human Bionics erarbeitet“, so Prof. Hans Georg Näder. 497 der insgesamt 7383 Mitarbeiter sind bei Ottobock im Bereich Forschung und Entwicklung tätig.
Corona bremst Geschäft – Nachholeffekte erwartet
Für das Geschäftsjahr 2020 hatte sich Ottobock eine erneute Erhöhung der Wachstumsdynamik vorgenommen. Die Coronavirus-Pandemie hat die PatientInnenversorgung in den wesentlichen Absatzmärkten ab März jedoch deutlich eingeschränkt und temporär nahezu zum Erliegen gebracht. Die exakten Auswirkungen auf die Umsatz- und Ergebnisentwicklung sind noch nicht abschätzbar. Sobald sich die Situation normalisiert, rechnet das Unternehmen mit positiven Nachholeffekten.