Die Nord/LB ist auf Kurs und will das auch in der Corona-Krise bleiben. Nach einem Verlust, der 2019 geringer ausfiel als erwartet, gibt es aber aktuell keine Prognose für das laufende Jahr.
Nord/LB-Chef Thomas Bürkle schlug bei der Bilanzpressekonferenz – telefonisch, eine der von Unternehmen aktuell genutzten Möglichkeiten, um Kontakte zu vermeiden – eine ganze Reihe von Pflöcken ein. Da wäre zunächst die Ertragsseite: Nach dem Verlustjahr 2018 hat die Bank operativ Geld verdient, wenn auch unter dem Strich ein Verlust steht. Vor Steuern und dem Aufwand für die Restrukturierung verbuchte die Bank ein Ergebnis von 429 Mio. Euro. Das wird zwar dann allein von dem aufgefressen, was die Nord/LB in den unvermeidlichen Umbau ihres Geschäfts stecken muss: Das Vorsteuerergebnis liegt bei minus 30 Mio. Euro. Das Konzernergebnis nach 39 Mio. Euro Ertragsteuern beläuft sich entsprechend auf minus 69 Mio. Euro und ist damit besser ursprünglich prognostiziert.
Die Bank wird kleiner …
Ein weiterer Pflock: Bürkle bekräftigte die Ziele für den Umbau der Bank. Nach der massiven Kapitalerhöhung Ende 2019 richtet sich die Nord/LB neu aus. Dabei wird sie kleiner: Die Bilanzsumme sank seit 2010 kontinuierlich von damals 228,5 Mrd. Euro auf jetzt 139,6 Mrd. Euro. Und auch das ist nur eine Etappe: Ziel ist eine Bilanzsumme von 95 Mrd. Euro. Auch die Belegschaft – Ende vergangenen Jahres lag die Mitarbeiterzahl bei rund 5300 – soll weiter abgebaut werden. Seit Februar laufen die entsprechenden Maßnahmen, weitestgehend auf freiwilliger Basis und auf jeden Fall ohne Kündigungen, so der Stand jetzt. Auch beim Belegschaftsabbau hat die Bank 2024 im Blick: Dann sollen zwischen 2800 und 3000 Menschen bei der Nord/LB arbeiten. Gegenüber 2017 hätte sich damit die Zahl mehr als halbiert.
… und auch risikoärmer
Die Nord/LB wird aber nicht nur kleiner, sondern auch risikoärmer. Das ist ein weiteres erklärtes Ziel nach der Kapitalspritze von 3,6 Mrd. Euro, mit der die Länder Niedersachsen und Sachsen-Anhalt sowie der Sparkassenverband die Bank stützten. Vor allem, so Thomas Bürkle, gelte es, künftig Klumpenrisiken zu vermeiden: Umfangreiche Schiffskredite, die sich in großen Teilen als problematisch erwiesen, hatten die Bank in die Schieflage gebracht. Allein im vergangenen Jahr wurde das Schiffsportfolio mehr als halbiert. Das Kreditvolumen in diesem Bereich liegt jetzt noch bei 4,6 Mrd. Euro, gut die Hälfte davon notleidend.
Kompletter Ausstieg aus der Schiffsfinanzierung
Die Nord/LB wird sich aus der Schiffsfinanzierung ganz zurückziehen. Damit bleiben fünf Segmente, in denen die Bank tätig sein will: Spezialfinanzierungen in den Bereichen Erneuerbare Energien, Infrastruktur und Luft, außerdem Kapitalmarktgeschäfte sowie das Geschäft mit mittelständischen Unternehmenskunden. Im Bereich Privat- und Geschäftskunden ist wesentlicher Pfeiler die Braunschweigische Landessparkasse. Ob die aus der Nord/LB herausgelöst werde, sei eine Frage, die die Träger der Bank entscheiden müssten, erklärte Thomas Bürkle. Aktuell ist auch das Braunschweiger Institut ein Pflock in der Strategie der Bank. Ebenso wie die Deutsche Hypo, die im Mittelpunkt des fünften Geschäftssegment des Nord/LB steht: Dabei geht es um die Finanzierung von Gewerbeimmobilien. Die Entscheidung, ob die Hypotkekenbank möglicherweise noch enger in den Nord/LB-Konzern eingebunden werde, sieht Bürkle erst im kommenden Jahr.
Keine Prognose für laufende Geschäftsjahr
Insgesamt sieht der Nord/LB-Chef die Bank stabil auf dem Weg des Umbaus – auch in der Corona-Krise. Die bisherigen Schritte hätten aber das Risiko gemindert. Trotzdem sei eine Prognose zum Geschäftsjahr 2020 derzeit nicht seriös.