Vor sechs Jahren veröffentlichte die Meyer Gemüsebearbeitung GmbH erstmals einen Nachhaltigkeitsbericht. Das mittelständische Unternehmen aus Twistringen investiert seit Jahren in umweltschonende, effiziente Technologie und steht mit diesem Kurs auch wirtschaftlich gut da.
Susanne Willkommen ist sich sicher: „Mein Vater hat schon immer großen Wert darauf gelegt, nachhaltig mit den Ressourcen umzugehen“. Die 33-Jährige ist eine von fünf Töchtern des Geschäftsführers Laurenz Meyer und in dem Unternehmen, das tiefgekühltes und frisches, bearbeitetes Gemüse und Obst an Abnehmer der Lebensmittelindustrie verkauft, für das Marketing verantwortlich. Allein 240 Beschäftigte zählt das Unternehmen in der Kleinstadt im Nordwesten. Mit 16 Landwirten aus der Region gibt es eine Erzeugergesellschaft. Etwa ein Viertel der verkauften Kartoffeln, Möhren, Sellerie und Pastinaken stammt aus der näheren Umgebung, das Übrige kommt von Bauern aus einem Radius von maximal 250 Kilometern. Das Unternehmen ist Vollsortimenter. Neben Gemüse werden auch die von den Kunden nachgefragten Obstsorten zugekauft. Die Gesamtverkaufsmenge lag zuletzt bei etwa 140 000 Tonnen. Der Bio-Anteil liegt zwischen 8 und 10 Prozent. Darüber hinaus verkauft Gemüse Meyer inzwischen auch immer häufiger seine Dienstleistungen, zum Beispiel die Einlagerung von Tiefkühlprodukten durch das Tochterunternehmen Tiefkühlzentrum Meyer GmbH & Co. KG. „Mit rund 75 000 Stellplätzen für Paletten betreiben wir eines der größten Tiefkühllager Europas“, sagt Betriebsleiter Dominik Willkommen. Auch die Qualitätskontrolle von Meyer wird gern in Anspruch genommen. „Gerade kleinere Händler beauftragen uns mit der Überprüfung, da wir genau wissen, worauf wir achten müssen“, erklärt seine Frau Susanne.
Unter den Top Ten in Deutschland
Das Familienunternehmen muss sich in Sachen Nachhaltigkeit nicht verstecken. Meyer schaffte es mit seinem Engagement in Sachen Nachhaltigkeit schon einmal auf Platz acht in einem Ranking unter deutschen Industriebetrieben, knapp hinter Continental, Osram und anderen deutlich größeren Konzernen. Zu diesem Ergebnis kam auf jeden Fall ein vom Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut begleitetes Ranking vor anderthalb Jahren: Es hatte die Nachhaltigkeit als Gradmesser für den Wert eines Unternehmens herangezogen. „Die gute Platzierung hat damals für viel Aufsehen und einige Anrufe gesorgt. Und sie hat uns auch im Kontakt mit unseren Kunden genützt“, sagt Geschäftsführer Meyer.
Vor sechs Jahren veröffentlichte Meyer den ersten Nachhaltigkeitsbericht, der die Vorgaben des Deutschen Nachhaltigkeitskodex sogar übererfüllt. Warum? Ein Meilenstein war mit Sicherheit die Ende 2007 getroffene Entscheidung, eine eigene Biogasanlage zu errichten. Das Unternehmen musste sich damals neu aufstellen, weil die städtische Kläranlage nicht weiterhin das Abwasser des Unternehmen aufnehmen konnte. So baute man eine eigene Kläranlage, eine Aufbereitungsanlage für das sogenannte Prozesswasser, das in der Produktion, beim Schälen von Gemüse anfällt und verwertete es mit den anfallenden organischen Gemüseresten in der Biogasanlage. Sie erzeugt Strom und Abwärme, die in der Produktion genutzt werden. Auch das örtliche Freibad profitiert von der Anlage. Die Leitung dorthin ist ein Beispiel für das gesellschaftliche Engagement, das Laurenz Meyer ebenso wichtig ist. Auch das ist für ihn nachhaltig.
„Als Verarbeiter von landwirtschaftlichen Rohstoffen zu energieintensiven Tiefkühlprodukten sind wir in besonderem Maße auf ein energieeffizientes Produktionsverfahren angewiesen“, sagt er. In der Folge hat das Unternehmen Solarpanels mit 450 kW Spitzenleistung auf den Dächern der Produktionshallen installiert und 2016 eine eigene Windkraftanlage mit 3,5 Megawatt in der Spitze gebaut. „Wir sind damit theoretisch in der Lage, 80 Prozent unseres benötigten Stroms selbst zu produzieren“, erklärt Betriebsleiter Dominik Willkommen. Bereits im Jahr 2014 legten Beschäftigte bei einem Team-Event eine 1000 Quadratmeter große Wildblütenwiese an. In den letzten Jahren hat das Unternehmen zudem rund 20 000 Bäume auf dem Firmengelände angepflanzt, die nicht nur als Lärm- und Sichtschutz dienen sollen.
Und das wird ganz sicher nicht das einzige nachhaltige Vorhaben des Familienunternehmens bleiben.