Die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) will in Kooperation mit der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) junge Marokkaner in die deutsche Industrie holen. Auch niedersächsische Unternehmen können dabei sein.
Die marokkanische Wirtschaft und Gesellschaft ist durch eine hohe Arbeitslosigkeit geprägt: die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei fast 28 Prozent. In Deutschland hingegen suchen Unternehmen aus vielen Branchen händeringend Fachkräfte. Auch im verarbeitenden Gewerbe bleiben jedes Jahr Ausbildungsplätze und Stellen unbesetzt. Ohne die Gewinnung von Arbeitskräften aus dem Ausland wird sich diese Herausforderung mittel- und langfristig kaum bewältigen lassen. Genau hier setzt das Projekt Thamm „Unterstützung regulärer Arbeitsmigration und -mobilität zwischen Nordafrika und Europa“ der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) an. Es zielt darauf, junge Marokkaner in ein Ausbildungsverhältnis in deutschen Unternehmen aus dem Bereich Industrie zu vermitteln – andere Branchen sind angedacht.
Das Projekt wird gemeinsam mit der marokkanischen Arbeitsverwaltung umgesetzt und fokussiert sich zunächst auf junge Menschen aus Marokko. Es agiert aber auch regional in Tunesien und Ägypten. Kofinanziert wird das Projekt durch das Bundesentwicklungsministerium und die Europäische Union. Für die Aktivitäten rund um die Auswahl und Vermittlung der jungen Marokkaner nach Deutschland ist die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung der Bundesagentur für Arbeit (BA) weiterer Projektpartner.
Ziel des Projektes ist in einem ersten Schritt die nachhaltige Gewinnung von marokkanischen Auszubildenden für Unternehmen der deutschen verarbeitenden Industrie. Da der Fachkräftemangel in Deutschland bereits in der Phase der beruflichen Ausbildung beginnt, liegt hier einer der Schwerpunkte. Für alle Beteiligten ergeben sich Vorteile: Die zukünftigen Fachkräfte werden den Qualitätsstandards der Unternehmen entsprechend ausgebildet. Die intensive Zusammenarbeit im Rahmen der Ausbildung kann die Bereitschaft der Teilnehmer erhöhen, über die Ausbildung hinaus im Unternehmen zu bleiben. Auf der anderen Seite erschließen sich für die marokkanischen Auszubildenden in Deutschland neue Arbeits- und Karrieremöglichkeiten. Und Marokko erweitert das Angebot für Ausbildung und Beschäftigung für junge Menschen.
Die weltweit agierende GIZ ist in Marokko präsent und verfügt über umfangreiche Erfahrungen in der Umsetzung von Projekten zur Gewinnung von Arbeitskräften. Die Auswahl geeigneter Projektteilnehmer erfolgt durch Interviews. In Marokko wird vor Ausbildungsstart ein Deutsch-Intensivsprachkurs bis Niveau B1 organisiert. Über die verschiedenen Elemente der Vorbereitungsphase werden die Projektteilnehmer sowohl sprachlich als auch interkulturell vertieft auf die Ausbildung und das Leben in Deutschland vorbereitet. Dabei arbeiten die GIZ-Projektkoordinatoren intensiv mit den marokkanischen Partnern zusammen.
In Deutschland erhalten die an dem Projekt beteiligten Unternehmen eine Vorauswahl von geeigneten Bewerbern, die Junge Marokkaner suchen Perspektive in Deutschlandsie per Skype-Interview oder vor Ort in Marokko kennenlernen können. Die Teilnehmenden sind zwischen 18 und 27 Jahre alt und verfügen alle über einen beruflichen Abschluss als Techniker im industriellen Sektor und neben Deutschkenntnissen (B1) auch oft über Arabisch-, Französisch- und Englischkenntnisse. Außerdem bringen sie meist mehrmonatige Vorerfahrung im verarbeitenden Gewerbe mit. Weiterhin kümmert sich die GIZ zusammen mit der ZAV um aufenthaltsrechtliche Fragen, die Planung und Organisation der Einreise sowie die Betreuung der Auszubildenden in den ersten sechs Ausbildungsmonaten. Die Unternehmen werden auch bei der Integration vor Ort beraten und unterstützt.
Um am Projekt teilnehmen zu können, müssen Unternehmen folgende Voraussetzungen und Mindeststandards einhalten:
■ Ausbildungsvergütung gemäß den entsprechend geltenden rechtlichen Rahmenbedingungen (Tarifvertrag, Mindestvergütung von 929 Euro brutto pro Monat als Voraussetzung zur Visaerteilung)
■ Flug nach Deutschland für die Einreise zum Ausbildungsbeginn
■ Sicherstellung von Kost und Logis: Entweder Bereitstellung einer Unterkunft (vollständige Kost und Logis) oder Übernahme von Mehrkosten, wenn die Mietkosten einer angemieteten Unterkunft über 100 Euro pro Monat betragen.
■ Wünschenswert ist auch eine Finanzierung von weiterführenden Deutschsprachkursen nach Ausbildungsbeginn. Für den ersten Projektdurchgang mit Ausbildungsbeginn 2020 ist eine Gruppe von bundesweit bis zu 50 Teilnehmern geplant.