Die Talfahrt der niedersächsichen Wirtschaft hat sich im vierten Quartal letzten Jahres nicht fortgesetzt. Der IHK-Konjunkturklimaindikator stieg um sieben auf jetzt 102 Punkte. Davor war er Wert über mehr als eineinhalb Jahre kontinuierlich gesunken. Die IHK-Wachstumsprognose für 2020: zwischen 0,5 und 1 Prozent.
[/vc_column_text][vc_column_text]Der Aufwärtsbewegung des Konjunkturindikators zum Trotz: Für eine Entwarnung gibt es noch keinen Anlass. „Talfahrt gestoppt – mehr aber auch nicht“, sagte Dr. Horst Schrage, Hauptgeschäftsführer der IHK Niedersachsen, bei der Vorstellung der Zahlen in Hannover. Beginn des Aufschwungs oder nur eine Korrektur einer zu schlechten Bewertung im vergangenen Herbst? „Das ist die spannende Frage“, so der IHK-Hauptgeschäftsführer. Antwort offen.
Schrage wies auf die aktuell zweigeteilte Konjunktur hin: Die Industrie steht weiterhin massiv unter Druck. Unter den anderen Wirtschaftsbereiche boomt weiterhin die Bauindustrie, für die Dienstleister sieht es wieder besser aus und der Einzelhandel, auch der stationäre, ist mit dem Geschäft in den letzten drei Monaten 2019 zufrieden. Die niedersächsischen Industrie- und Handelskammern befragen jedes Quartal knapp 2000 Unternehmen.
Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass die Erwartungen der Unternehmen an die kommenden Monate nicht mehr ganz so düster ausfällt wie noch im Herbst. Schrage führte das darauf zurück, dass die Unternehmen bei den großen Konfliktthemen etwas klarer sehen: Zwischen den USA und China deutete sich eine gewisse Entspannung an, ohne das die Konflikte bewältigt wären. Er wies darauf hin, dass sich bereits eine Verlagerung der Exporte von China in Richtung USA abzeichnet. Beim Brexit steht jetzt zumindest der Fahrplan – wenn auch die Unternehmen nach Schrages Worten nach 2020 eher eine Situation erwarten, in der es keine Handelsvereinbarung mit Großbritannien gibt, das Land also aus Sicht der EU wie ein Drittland mit entsprechenden Handelsregularien behandelt werde. Aber auch wenn manches klarer scheint und die niedersächsischen Exporterwartungen sich im vierten Quartal von niedrigem Niveau leicht aufwärts bewegten: Die Unsicherheit bleibt, erklärte Schrage just an dem Tag, an dem US-amerikanische Überlegungen bekannt wurden, vor dem Hintergrund der Auseinandersetzungen mit dem Iran die befürchteten 25-prozentigen Zölle auf Autoimporte in Kraft zu setzen.
Die IHK-Konjunkturexperten erwarten für Niedersachsen in diesem Jahr ein Wachstum zwischen 0,5 und 1 Prozent. Das liegt leicht unter der zu Jahresbeginn von der Nord/LB veröffentlichten Prognose von 0,7 bis 1,2 Prozent. Wobei ein Wachstum von lediglich einem halben Prozent angesichts der höheren Zahl an Arbeitstagen in diesem Jahr eigentlich ein Nullwachstum bedeutet, so Schrage. Zu erwarten sei ein Netto-Beschäftigungszuwachs von 10.000 Stellen, deutlich weniger als im vergangenen Jahr. Zusätzliche Jobs sieht der IHKN-Hauptgeschäftsführer vor allem bei Dienstleistern, insbesondere in den Bereichen Beratung und IT, etwa in der Softwareentwicklung.
Sorgenkind bleibt aber die Industrie, und dabei insbesondere die Automobilbranche. Zu den weltwirtschaftlichen Unsicherheiten kommen gerade bei Zulieferern noch weitere Fragezeichen: Angesichts der Umstellung auf neue Antriebe fehlt die Planungssicherheit. Jedes dritte Unternehmen der Kfz-Industrie berichtet von einer schlechten Geschäftslage. Der Wert für die Wirtschaft insgesamt liegt bei 13 Prozent – eine weiterer Beleg für die aktuelle Zweiteilung der Konjunktur, so Schrage. Das strahlt bis in den Kfz-Handel aus, der über eine abwartende Haltung seiner Kunden angesichts unklarer Entwicklung bei Antrieben oder Kaufanreizen.
Unter den Top-Risiken für die Wirtschaft liegt der Fachkräftemangel weiter auf Rang 1, wird aber nicht mehr ganz so häufig genannt wie noch im Herbst (55 % nach 60 % im Vorquartal). Fast gleichauf (54 %) als Konjunkturrisiko sehen die Unternehmen jetzt die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen.
Die Ergebnisse im Einzelnen finden Sie auf der IHKN-Website.
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