Der Steintorplatz in Hannovers City soll nach einem Entwurf des Berliner Büros Grieger Harzer Landschaftsarchitekten grüner werden und offene Flächen für Veranstaltungen bieten. Zentrales Element auf dem Platz ist ein digitales Lichtkunstwerk. Der Siegerentwurf und die alle anderen Wettbewerbsarbeiten werden bis zum 28. Februar in der Bauverwaltung in Hannover gezeigt.

Am 23. Januar 2020 hat Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay die Entscheidung des Preisgerichts zur Umgestaltung des Steintorplatzes verkündet. Die Wahl ist auf den Entwurf des Büros Grieger Harzer Landschaftsarchitekten GbR aus Berlin gefallen. Der zweite Preis geht an das Büro LAD+ aus Hannover, auf dem dritten Platz ist das Büro West 8 aus Rotterdam gelandet.

Der Bürgerbeteiligungsprozess zur Umgestaltung des Steintors startete im Juni 2018 mit Veranstaltungen auf dem Platz. Wesentliche Ergebnisse der Bürgerbeteiligung waren, dass keine Bebauung des Steintorplatzes erfolgen und der Platz ein Platz bleiben soll. Die Bürger wünschten sich zudem eine stärkere Begrünung und, dass er weiterhin für Veranstaltungen nutzbar bleiben soll.

Das Büro Grieger Harzer arbeitet mit der Künstlerin Ina Weise zusammen. Aus Sicht des Preisgerichts erfüllt der Entwurf die Anforderungen, die im Rahmen der Bürgerbeteiligung ermittelt wurden, am besten. Dazu zählen unter andrem ein höherer Anteil von Grün auf dem Platz und der Erhalt offener Platzflächen für Veranstaltungen. Ina Weise schlägt zentral auf dem Platz eine hohe Stele als digitales Lichtkunstwerk vor.

Am 27. Januar wird um 15.15 Uhr die Ausstellung aller Wettbewerbsarbeiten in der Bauverwaltung, Rudolf-Hillebrecht-Platz, (1. Obergeschoss) eröffnet; diese sind montags bis freitags bis zum 28. Februar von 8 bis 18 Uhr zu sehen. Es ist zudem geplant, dass der erste Preis in einer weiteren öffentlichen Veranstaltung vorgestellt wird, um noch einmal Anregungen aus der Öffentlichkeit aufnehmen zu können.

In der Beschreibung des Gewinnerbüros heißt es:

Ein Urbaner Lustplatz 

Leitidee: Lust auf Stadt
Das Steintor – Eingang zur Innenstadt und krönender Höhepunkt der Georgstraße, wichtiger Verkehrsknoten und repräsentative Visitenkarte der Stadt mit ihren barocken Gärten und klassizistischen Achsen. Quirlig, vielfältig, geschäftig und vergnügt. Aus dieser bunten Mischung von Attributen entwickelt sich das Leitbild URBANER LUSTPLATZ.

Manege frei – ein Platz für Demokratie und Teilhabe
Schon immer war das Steintor der Platz der bürgerlichen Artikulation von Hannover. Die zentrale Mitte des Platzes ist dafür großzügig freigehalten. In Form einer elliptischen Manege bietet der Raum den Ort für bürgerliches Engagement, Demonstrationen, Kultur- und Sportevents. Eine 20m hohe Säule verankert das Steintor weithin sichtbar im Stadtgefüge. Das Objekt ist Lichtmast , Kunstwerk und imaginärer Kristallisationspunkt der bürgerlichen Teilhabe.

Statistische Säule – städtischer Fixpunkt, Kunstobjekt, Leuchtmast
Die weithin sichtbare Statistische Säule transformiert die historische Idee der Machtdemonstration eines Einzelherrschers qua Obelisk in ein Monument bürgerlicher Teilhabe. Verborgen unter einer scheinbar steinernen Oberfläche leuchten auf frei programmierbaren LED-Flächen Texte und Grafiken auf, die im Sockelbereich gezeigte statistische Kategorien wie Alter, Geschlecht und Herkunft der Hannover Bürger*innen beschreiben. Der mengenmäßige Ausdruck in Form von animierten, anwachsenden Leuchtbalken erzeugt eine, die Säule hoch laufende, pulsierende Lichtgrafik, die sowohl inhaltlich als auch künstlerisch Ausdruck für die bunte und lebendige Bürgerschaft der Landeshauptstadt ist. Eine Lichtquelle in der Spitze der Säule sorgt für eine Art Leuchtturm-Effekt und lässt das Steintor des nachts erstrahlen.

Urbane Tribünen – mehr Sitzgelegenheiten in neuer Platztopographie
Die geänderte Platztopographie stellt die Platzmitte heraus. Der zentrale Platzbereich (Manege) ist zu den nördlichen und südlichen Rändern hin abgesenkt ist um so ein großzügiges Angebot für Sitzstufen zu schaffen. Dagegen ist die im Bestand vorhandene Absenkung an der Goseriede Höhe Lange Laube angehoben. Diese erleichtert die Ost-West-Querung des Platzes in der Achse Georgstraße-Lange Laube für Fußgänger und Fahrradfahrer.

Platz für Vielfalt – bunte Angebote unter Bäumen
Der Zone vor der baulichen Platzkante wird als lebendiger Filter zwischen Platzmitte und den Ladenvorzonen gesehen. Erfolgreiche Angebote wie das Eiscafé werden mit urbanen Sportangeboten, einer Skateanlage, Spiel, einem einfachen WC und Grün ergänzt. Der Raum unter den Bestandsbaumreihen wird so weiter aktiviert und fördert den Austausch und Aufenthalt der Bürger, Gewerbetreibenden und Gästen der Stadt. Die zentrale Mitte kann von Einbauten freigehalten bleiben.

Mehr Grün und Blau
Das vorhandene Prinzip aus Baumreihen und großen Solitärgehölzen wird beibehalten und verdichtet. Neupflanzungen schnell wachsender Platanen verleihen dem Platz Schatten und Flair. Auf den baumfreien, potentiellen Veranstaltungsflächen sorgen Wasserspiele für angenehme Verdunstungskühle an heißen Tagen. Ein neues Regenwasser- und Bewässerungsmanagement soll helfen, die Bestandsvegetation angesichts der Herausforderungen des Klimawandels langfristig vital zu halten. Die neue Platztopografie ermöglicht das zeitweilige Aufstauen von Regenwasser.

Veranstaltungen
Der zentrale Platzbereich bietet Raum für bereits jetzt stattfindende Sport- und Kulturveranstaltungen. Eine Erweiterung in Richtung Goseriede aktiviert den nördlich liegende Stadtraum zusätzlich und bindet diesen an das Steintor an.

Schlemmen unterm Blätterdach
Die stärkere räumliche Fassung einzelner Platzbereiche erzeugt mehr Orientierung und Sicherheit. Die räumlich-funktionale Aufteilung des Ortes soll helfen, zwischen nutzerspezifischen Differenzen zu vermitteln und der Tag-Nacht-Ungleiche des Platzes konstruktiv zu begegnen. Auf dem südlichen Platzteil in unmittelbarer Nachbarschaft zum Steintor-Viertel können Angebote wie z.B. eine kleine Skate-Arena das Nutzerspektrum auch noch am Abend erweitern und einer zu einseitigen Benutzung entgegenwirken.

Manege und Tribüne
Geschwungene Platzkonturen fügen sich als flache Höhenversprünge in den Raum und dienen als informelle, einander zugewandte Sitz- und Spielmöglichkeiten. Fontänen aus in den Platzboden eingelassenen Wasser-Düsen zonieren die zentrale Ellipse subtil in Bewegungsräume und Ruheorte.

Materialität
Die stets barrierefreien Oberflächen-Beläge leiten sich aus vorhandenen, umgebenden und typisch hannoverschen, sowie ausgewählten neuen Materialien ab. Gehwegplatten, oberseits geschnittenes Großsteinpflaster, Klinkerbänder und hochwertige, großformatige Betonteile formen den Platz zu einem abwechslungsreichen Ganzen. Entsiegelte Bereiche sind mit dichten niedrigen Heckenpaketen bepflanzt. Ausstattungselemente für Spiel und Sport sind besonders robust aus Stahl.
Pflege und Unterhalt

Robuste Materialien der Oberflächen lassen einen reduzierten Pflegeaufwand und eine langlebige Funktion erwarten. Die nachhaltige wasserspeichernde Sanierung des Wurzelraumes der Bestandsbäume sorgt für einen verringerten Pflege- und Bewässerungsbedarf und geht mit einer Anpassung an sich verändernden Klimabedingungen einher. Die qualitative und inhaltliche Verbesserung der Aufenthaltsqualität läßt eine stärkere bürgerliche Wertschätzung und entsprechenden Umgang mit dem Stadtraum erwarten.

Georgstraße/U-Bahn/Glöckle
Die Gliederung der Georgstraße vom Kröpcke kommend wird bis zum Steintor-Platz fortgeführt. Ein eleganter Laufsteg aus Terrazzo-Fliesen wird beidseitig von einem funktionalen Band aus glasiertem rotem Klinker begleitet, welches zum Steintorplatz leitet und dort im Material des Platzes aufgeht. Die seitlichen Aufweitungen laden mit großen Bänken unter neu gepflanzten Zürgelbäumen zum entspannten Aufenthalt ein. Anstelle des überdimensionierten U-Bahn Zuganges markieren zwei unterseits verspiegelte Gründächer den Übergang von Georgstraße zu Steintorplatz sowie die Zugänge zur U-Bahn. Bestehende und neue Funktionen wie Blumengeschäft und ein öffentliches WC finden hier Platz. Der Freisitz am Bratwurst-Glöckle erhält eine lockere Fassung aus Bänken sowie schirmartige Unterstände.

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