Kapitel 2: Beschleunigung
Digitalisierung im Mittelstand – wo anfangen? Das wurde hinter Frank Maier eingeblendet, als der Technikvorstand der Aerzener Lenze SE zu Beginn des zweiten Techtide-Tages auf die Bühne trat. Der Wahl-Niedersachse mit schwäbischen Wurzeln liebt es direkt. „Anfangen? Wir sind mittendrin.“ Kurzer Verweis auf Leibniz und das binäre Zahlensystem spätestens ab 1703, kurzer Hinweis auf die Erfindung des Transistors spätestens 1948, und dann: „Wir digitalisieren seit den 60er Jahren auf Teufel komm‘ raus!“ Gemeint ist, natürlich, nicht nur Lenze, sondern gemeint sind Wirtschaft und Gesellschaft insgesamt.
Also Digitalisierung als Normalzustand, als etwas Evolutionäres? Nur viel Lärm um, naja, nicht unbedingt nichts, aber eben doch weniger, als man hinter einem großen Begriff wie digitaler Transformation vermutet: „Warum also so viel Wirbel?“ Maiers Frage ist rhetorisch, und er beantwortet sie selbst: Es ist nicht die Digitalisierung selbst. Es ist die Beschleunigung.
Dieser Gedanke taucht während der Techtide immer wieder auf. Wirtschaftsminister Dr. Bernd Althusmann sprach von „Tempo machen“ bei der Vermittlung digitaler Kompetenz. Die schnelle Innovationsgeschwindigkeit verbunden mit schneller Marktdurchdringung waren Punkte, die Dr. Stefan Kaierle vom Laserzentrum Hannover in der Diskussion um die Zukunft der Industrie besonders unterstrich: Das Smartphone hat sich eben deutlich schneller durchgesetzt und die Kommunikation verändert als das Telefon. Digitalisierung, das heißt auch: exponentielles Wachstum. Allein da mitzuhalten, das gedanklich in den Griff zu kriegen, dafür sei der Mensch schon nicht gemacht – war der Tenor unter den Technikern in der Industrie-Session der Techtide. Und nur, um mit Blick auf Deutschland noch einen drauf zu setzen. „Industrie wird es geben. Aber mit immer schnellerem Wandel. Und da sind wir in Deutschland nicht gut.“
Also doch: Anfangen. Aber wie fängt man an, schneller zu werden? Lenze-Vorstand Frank Maier hatte da einen Punkt: Ballast abwerfen. In jeder Hinsicht. Zum Beispiel bei der Bürokratie – „nicht wahr, Herr Althusmann“, sagte er an den Minister gewandt. Und Daten. In den 30 oder 40 Jahren, in denen die Digitalisierung schon läuft, hat sich was angesammelt – „aufräumen lohnt sich gehörig“, sagte Maier. In jeder Hinsicht. Die Lenze-Produktpalette ermögliche zehn hoch 30, eine Quintillion Kombinationsmöglichkeiten: „Der Kunde will eine.“ Und die muss er finden.[/vc_column_text]