ZUWEILEN entstehen schon kuriose Situationen: Wenn sie jemand begrüßt, den sie nicht kennen, aber das Gegenüber der festen Überzeugung ist, zu wissen, wen er oder sie vor sich hat. „Und so wundern sich manche, wenn sie gestern noch per Handschlag begrüßt wurden und am nächsten Tag nicht mehr.“ Dirk und Ulrich Hacker sind eineiige Zwillinge. Sie sehen sich in der Tat sehr ähnlich – von der Frisur über die Brille bis zum Sakko. Sie tragen beide keine Krawatte, nur das Hemd hat zufällig eine andere Farbe. Zusammen führen die beiden 52-Jährigen die IHT Timme GmbH & Co. KG in Stadthagen. Das 30-köpfige Unternehmen versorgt gewerbliche Abnehmer mit Werkzeug, Maschinen, Arbeitskleidung und allem Weiteren, was in Industrie und Handwerk benötigt wird. Zielgruppe sind vor allem Kunden in einem Umkreis von rund 50 Kilometern, aber seine Abnehmer fi ndet das Unternehmen dank seiner seit Jahren offensiv vorangetriebenen Digitalisierung aller Geschäftsprozesse auch im gesamten Bundesgebiet oder im Ausland. „Wir denken immer vom Kunden her und verstehen uns als digitaler Dienstleister.“ Auf Wunsch wird nicht nur der Shop von IHT Timme in die Systeme der Kunden integriert, damit diese ihre Bestellungen schnell und effizient abwickeln können, sondern der gesamte kaufmännische Prozess inklusive elektronischer Rechnungen wird gemeinsam optimiert.
„Es besteht schon eine besondere Verbindung zwischen uns. Aber ich kann gar nicht genau sagen, warum“, bemerkt Dirk. Das tiefe Vertrauensverhältnis ist ein Fakt. Nicht immer trifft man Entscheidungen gemeinsam. „Aber wir wissen genau, dass der andere in der gleichen Situation ebenso entscheiden würde“, ergänzt Ulrich. Das schafft Freiräume. Ist das eine Besonderheit von Zwillingen, ist das nicht in anderen Konstellationen in der Führung einer Firma genauso? „Unter Geschwistern gibt es normalerweise immer auch Wettbewerb“, sagt Dirk Hacker. Den Wunsch sich zu vergleichen, kennen die Zwei nur von ihrer älteren Schwester und dem großen Bruder. Für die „Hacker-Zwillinge“, wie sie schon zu Kindertagen genannt wurden, steht demgegenüber die gemeinsame Zielerreichung im Vordergrund.
Aber das Gemeinsame hat auch Grenzen. „Wir sind schon zwei verschiedene Individuen. Und wir teilen uns auch kein Büro“, erklärt Dirk, der sich um die internen Abläufe im Unternehmen kümmert, während sein Bruder den Vertrieb leitet. Diese Aufgabenverteilung hätte sich schon zu Schülerzeitungszeiten so bewährt. Beide engagieren sich in ihrer Freizeit auch ehrenamtlich: Dirk ist 2. Vorsitzender im Tennisverein und Ulrich Vorsitzender der Elternvertretung des Gymnasiums an ihrem Wohnort. „Wenn man dazu auf der Straße angesprochen wird, und man gar nicht weiß, worum es geht, dann ist es wieder mal eine Verwechselung.“
Übrigens war selbst bei der Bundeswehr das Zwillingsdasein von Vorteil, wo sie zusammen Teil eines Wachbataillons waren. Bei Ihrer Einkleidung wurde versäumt, ihr Namensschild um die Vornamen zu ergänzen. So konnten sie sich im Dienst den einen oder anderen Spaß erlauben – und ihre Schichten auch mal spontan tauschen, ohne dass es jemand merkte. Humor haben sie. Beide.