Benutz‘ mich, verputz mich: Mit diesem Slogan wirbt das junge Göttinger Unternehmen Kulero für seine essbaren Löffel. Sie können Einwegbesteck aus Plastik ersetzen, das in zwei Jahren in der EU verboten sein wird. Nachhaltigkeit heißt für Kulero, Natur und Mensch gut zu behandeln.
De facto sind es Einweglöffel. Aber sie dürften dennoch eher selten auf dem Müll landen. „Denn sie schmecken auch gut“, sagt Juliane Schöning. Die 25-jährige Studentin ist Geschäftsführerin der Göttinger Kulero GmbH, die im Juni essbare Löffel auf den Markt gebracht hat. Es gibt einen kleinen für Eis und Desserts und einen Esslöffel für Suppen und Speisen. Geboten werden die fünf Geschmacksrichtungen Schokolade, Masala-Würze, Minze, Pfeffer und gesalzen. Das keksähnliche Besteck des Startups besteht aus Weizen, Hirse, Gerste, Kichererbsen- und Hafermehl sowie etwa zehn Prozent Reis. Und das funktioniert mit heißer Suppe? Kulero verspricht bis zu 30 Minuten Stabilität.
Die Löffel werden in Indien in einer kleinen Fabrik, die von der Familie und Freunden von Mitgründer Hemant Chawla betrieben wird, hergestellt. Geplant ist, auch in Deutschland zu produzieren, um die CO2-Bilanz zu verbessern. Die Idee für das Besteck entstand in Indien. Hemant Chawla war mit einem Freund bei einem Festival: Sie hatten Essen bestellt, aber es gab kein Besteck mehr, so dass sie auf Brot zurückgriffen, was erstaunlich gut funktionierte. Der Partner in Indien verkaufte im Jahr 2018 bereits zwei Millionen Löffel. Bei Kulero, was übrigens auf Esperanto „Löffel“ heißt, dürften es inzwischen mehr als 50 000 verkaufte Löffel sein. Die Ware kommt per See-Container nach Göttingen. Bis auf Kleinstmengen ist die nächste Lieferung mit rund 250 000 Stück bereits verkauft. Das Interesse ist groß, auch angesichts des EU-weiten Verbots von Einwegplastik-Besteck im Jahr 2021. Heute kommen die Kulero-Löffel bereits bei einigen Göttinger Eisdielen zu Einsatz. Etwa zehn Cent Aufpreis kostet das Essbesteck für Kunden. Dazu seien die meisten gern bereit, berichtet Schöning, die später zu dem Projekt stieß und heute in Göttingen und Northeim von drei jungen Menschen unterstützt wird. Bislang arbeitet sie genauso ehrenamtlich wie die übrigen fünf Beschäftigten. Aber sie ist so überzeugt von der Sache, dass sie gern Zeit investiert – in der vorlesungsfreien Zeit habe sie bis zu elf Stunden am Tag gearbeitet.
„Nachhaltig heißt für uns, die Natur und die Menschen gut zu behandeln“, erklärt die Master-Studentin der Modern Indian Studies. So werden die Beschäftigten in der Produktion fair bezahlt und an den Gewinnen des Unternehmens beteiligt. Neben den geschaffenen Arbeitsplätzen profitierten auch die Bauern, die Hirse, Weizen oder Gerste anbauen, von ihrem Geschäft.
Derzeit arbeitet Kulero an einer Gabel und Kaffeestäbchen. Über eine Crowdfunding-Kampagne kamen bereits mehr als 12 000 Euro zusammen. Zudem liefen Experimente mit Mango-Fasern, die nicht für Lebensmittel verwendet werden – um den Preis zu senken und Kritik entgegen zu treten, durch ein solches Produkt verteuerten sich Grundnahrungsmittel.