Die Hanno Werk GmbH & Co. KG aus Laatzen bei Hannover gehört zu den führenden Herstellern von Fugendichtungsbändern in Deutschland. In seiner bald 125-jährigen Geschichte hat sich das Unternehmen zu einem Spezialisten für Abdichtungen und Schalldämmung entwickelt.

Es ist ein Nischenprodukt. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn es gehört in den Spalt zwischen Fenster und Mauerwerk, wo es wirkungsvoll dafür sorgt, dass Kälte und Nässe draußen und die Wärme im Innern bleibt. Auch in anderen Zwischenräumen kommt das „Hannoband“ zum Einsatz, dessen Markenname sich auf vielen Baustellen als gängige Bezeichnung für Fugendichtbänder durchgesetzt hat, so ähnlich wie Tempo bei Papiertaschentüchern. „In Deutschland gehören wir zu den drei führenden Herstellern“, sagt Günter Krohn, Geschäftsführer der Hanno Werk GmbH & Co. KG.

Mit seinen Dichtungsbändern, Dichtstoffen und Schallisolierungen, die nicht nur im Hoch- und Trockenbau, sondern auch in der Industrie eingesetzt werden, ist das Unternehmen aus der Region Hannover in den vergangenen Jahren stetig gewachsen. Zuletzt vor allem im Baubereich, wo Hanno sowohl vom Trend zu immer besser isolierten Gebäuden als auch dem allgemeinen Bauboom profitiert hat. Knapp 200 Beschäftigte zählt das Unternehmen heute im Laatzener Ortsteil Gleidingen. Im Frühjahr 2020 feiert Hanno sein 125-jähriges Bestehen.

Mit Filz fing einmal alles an. Zunächst in Hannover, dann zog die Filzproduktion nach Gleidingen. Später konzentrierte sich das Unternehmen auf die Veredlung und Konfektion von Schaumstoffen für Dichtungsbänder und das Industriegeschäft. Den Großteil der Dichtbänder vermarktet Hanno nicht unter eigenem Namen, sondern im Private-Label-Geschäft.

In den 1990er Jahren wuchsen die Neubaugebiete so dicht an die Firma heran, dass Hanno sich gezwungen sah, einen neuen Standort nahe der Bundesstraße 6 zu eröffnen. Nach und nach zogen Teile der Firma dorthin. Von 1996 bis 2014 gab es zwei Standorte, wenige hundert Meter voneinander entfernt. „Das war äußerst unglücklich“, erinnert sich Markus Fehrmann, Prokurist und Vertriebsleiter für Bauprodukte bei Hanno. Es gab einen stetigen Pendelverkehr, die Arbeitsvorbereitung etwa habe gar nicht bei der Produktion gesessen. Und auch die 40-Tonner im Wohngebiet seien den Anwohnern irgendwann nicht mehr zu vermitteln gewesen.

In mehreren Ausbaustufen hat sich Hanno mehr und mehr auf den neuen Standort verlagert. Etwa 40 Mio. Euro wurden dafür in den letzten Jahren investiert. Allein in diesem Jahr flossen 5 Mio. Euro in eine neue Halle, eine weitere Imprägniereinheit und ein Technikum, die in diesen Tagen fertig werden. In dem Labor forschen Mitarbeiter ständig an Verbesserungen der Produkte, die im Wesentlichen aus Schaumstoff, Imprägnat und Klebstoff bestehen. So entwickelte Hanno vor Jahren das patentierte Multifunktionsband, „das durch die Kombination von imprägnierten Schaumstoffen und Membranen Anschlussfugen im Fensterbau luftdicht und schlagregensicher abdichtet“, wie Geschäftsführer Günter Krohn erklärt.

Das Hannoband (r.) und weitere Produkte, die etwa beim Fenstereinbau eingesetzt werden. Foto: Hanno Werk

Das Hannoband (r.) und weitere Produkte, die etwa beim Fenstereinbau
eingesetzt werden. Foto: Hanno Werk

Kernkompetenz: Veredeln
Da fast alle Produkte selbstklebend sind, stellt das Unternehmen bereits seit den 1990er Jahren den Klebstoff selbst her. Zum Einsatz kommen die Dichtungsbänder aus Laatzen nicht nur in Passiv- und gut gedämmten Einfamilienhäusern, sondern auch in modernen Hochhäusern und Geschäfts- und Verwaltungsgebäuden auf der ganzen Welt.

Mit seinen Produkten kann Hanno aber auch Schall und Lärm eindämmen, zum Beispiel im Automobilbereich, in Straßenbahnen oder auch Waschmaschinen. „Eines unserer Produkte kommt etwa in den neuen Straßenbahnen in Hannover zum Einsatz, sowohl für die Wärmedämmung als auch für ein angenehmes Fahren, denn es dafür sorgt, dass keine Bauteile vibrieren oder laute Geräusche ins Innere vordringen“, sagt Krohn.

Hanno ist bis heute in privater Hand und gehört zusammen mit Hanno Österreich und dem Unternehmen Vito-Irmen aus Remagen zur Hanno-Vito-Gruppe. Die Österreicher stellen unter anderem Dichtmassen wie Silikon unter der Marke Hanno her. Die Kollegen aus Remagen produzieren Selbstklebetechnik. Alle haben die gleichen Gesellschafter. „Die größeren Investitionen und langfristige Strategien werden in einem Beirat abgestimmt.“

Die Firmengruppe hat zuletzt einen Jahresumsatz im höheren zweistelligen Millionenbereich erzielt, etwa die Hälfte davon stammt aus Laatzen. Und das Ergebnis? „Wir schreiben gesunde positive Zahlen und können deswegen reinvestieren“, sagt Krohn. Inzwischen erwirtschaftet Hanno etwa zwei Drittel seines Umsatzes im Baubereich und etwa ein Drittel in der Industrie. „Vor zwanzig Jahren war das Verhältnis anders“, erinnert sich Markus Fehrmann, der seit 27 Jahren im Unternehmen tätig ist. Neben dem Bauboom habe der Ausbau des Exportgeschäfts zum Wachstum beigetragen. Wichtigste Produktkategorie für Hanno sind die  Fugendichtbänder und Multifunktionsbänder. Die Nachfrage danach ist so hoch, dass die Beschäftigten in vielen Bereichen im Dreischicht-Betrieb arbeiten – und es trotzdem Lieferzeiten gibt. „Deswegen erwarten wir sehnlichst die Fertigstellung des Neubaus. Aber so wie es aussieht, werden wir dennoch bald wieder erweitern müssen“, erklärt Fehrmann. Platz zum Wachsen ist auf dem 51 000 Quadratmeter großen Firmengelände auf jeden Fall noch ausreichend vorhanden.

Teil des Führungskreises der Hanno Werk GmbH & Co. KG: Geschäftsführer Günter Krohn (l.) und Prokurist Markus Fehrmann. Foto: Hanno Werk

Teil des Führungskreises der Hanno Werk GmbH & Co. KG:
Geschäftsführer Günter Krohn (l.) und Prokurist Markus Fehrmann. Foto: Hanno Werk

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