[vc_row][vc_column][vc_column_text]
Es sind nicht nur die großen Unwägbarkeiten, die Exportunternehmen das Leben schwer machen. Sondern auch die vielen kleinen Hürden, die derzeit sogar eher noch zunehmen. Ein Beispiel: Fagus-GreCon in Alfeld.

Wo ein Schuh drückt, weiß man bei aus langer Erfahrung Fagus-GreCon ganz genau. Schließlich werden in Alfeld Schuhleisten gemacht: traditionsreiches Produkt aus dem traditionsreichen Bau des Weltkulturerbes Fagus-Werk. Außerdem stellt das Unternehmen Funkenlöschanlagen sowie Messtechnik- und Inspektionssysteme her –„fast ausschließlich in Alfeld, weil wir hier unser Know-How und unser kompetentes Personal haben“, sagt Kai Greten, geschäftsführender Gesellschafter des mittelständischen Unternehmens mit rund 450 Mitarbeitern am Stammsitz in Alfeld. Anschließend aber werden 80 Prozent der Produktion exportiert. „Die Freiheit des internationalen Waren- und Dienstleistungsverkehrs ist für unser Unternehmen und unseren Standort hier daher lebenswichtig.“

Und da drückt der Schuh. Neben den großen Unwägbarkeiten – Schwächung der Welthandelsordnung oder Handelskriege – geht es für Greten auch um die „vielen kleinen Nervigkeiten.“ Deshalb suchte er im Mai nicht nur die Öffentlichkeit, sondern ebenso den direkten Zugang zur Politik: Vor Ort beschrieb der dem Hildesheimer Bundestagsabgeordneten und Wirtschaftspolitiker Bernd Westphal die „Summe der Kleinigkeiten“, die für mittelständische Exportunternehmen zu Stolperfallen werden.

Das betrifft zum Beispiel die Betreuung von Kunden. Rund 60 Kundendiensttechniker sind für FagusGrecon zu 1000 Einsätzen im Jahr unterwegs – zehn Prozent davon sind, so Kai Greten, „Kopfschmerzfälle“, bei denen die schnelle Entsendung eines Problemlösers aus Alfeld sogar zu scheitern droht. Einzeln betrachtet nur ein bürokratischer Vorgang – aber für das Unternehmen insgesamt kann das bedeuten, dass man „eine Vollzeitkraft nur für Anträge braucht“, so der Fagus-GreCon-Chef. Harmonisierung ist das, was er sich hier wünscht: Die Mitarbeiterentsendung soll europaweit möglichst einheitlich und dabei effizient umgesetzt werden. Derzeit sind die Verfahren, mit denen die Einhaltung der Sozialstandards kontrolliert werden, innerhalb Europas von Land zu Land unterschiedlich. Außerdem sieht Greten die Gefahr, dass über diese Art von Bürokratie sowei durch überbordende Kontrollen Handelshemmnisse aufgebaut werden. „Die EU ist ganz anders gemeint.“

Kontrollen ja, aber EU-weit auf einheitlichem Niveau: Das fordert Greten auch beispielsweise beim Umgang mit Luftfracht. Im Produktionsbereich von Fagus-GreCon gibt es einen abgeschotteten Bereich, in dem  Luftfracht für den gesicherten Versand vorbereitet wird. In Alfeld stehen regelmäßig Prüfungen an – wäre das in anderen Ländern nicht der Fall, hätte Unternehmen dort einen Vorteil: ein weiterer Nadelstich, eine weitere „kleine Nervigkeit“. Kai Greten wies ebenso auf den Aufwand hin, wenn bei den Ursprungsnachweisen nicht mehr Stichproben, sondern alle Lieferanten erfasst werden müssen: Für sein Unternehmen bedeutete das, die entsprechenden Angaben von rund 200 Lieferanten einholen zu müssen.

Das Fagus-Werk in Alfeld. Foto: Fagus-Grecon

 

Für Ulrich Ackermann, Abteilungsleiter beim Maschinenbauverband VDMA, stehen solche Entwicklungen symptomatisch für eine Grundtendenz: Er sieht im Bereich der Verwaltungen „eine große Angst etwas falsch zu machen.“ Das führe zu steigenden Anforderungen bei Kontrollen oder Nachweisen.

Ackermann ist beim VDMA für Export zuständig und betreut die Kampagne „Danke, Freihandel“, die auch Exportunternehmen und ihre Geschichten vorstellt. Fagus-GreCon gehört zwar nicht zu den Beispielen der Kampagne, ist aber nach Ackermanns Worten typisch für viele mittelständische Maschinenexporteure. Deshalb ist er eigens nach Alfeld gekommen, um das VDMA-Gewicht in die Waagschale zu werfen. Wie Kai Greten trauert auch er der Chance nach, über das transatlantische Freihandelsabkommen TTIP eine Harmonisierung des technischen Regelwerks zu erreichen. Die darin festgezurrten Vereinbarungen seien schließlich im Gegensatz zu den öffentlich diskutierten Fragen unstrittig gewesen.

Damit ist man bei den großen Themen des Welthandels angelangt. Ganz am anderen Ende der Skala bewegen sich die Nervigkeiten, die man auf den ersten Blick gar nicht als Exporthindernis sehen würde. „Wieso seid Ihr so schlecht angebunden?“ Das ist eine Frage, die Kai Greten von ausländischen Geschäftspartnern immer wieder hört. Gemeint ist nicht die IT-Infrastruktur: Die ist gut, aber dafür hat Fagus-Grecon auch selbst gesorgt. Schließlich steht die Digitalisierung heute im Zentrum, wenn es um die Steigerung er Effizienz geht. Und um Effizienzsteigerung geht es auch in der Abwicklung des Exports – die Digitalisierung hilft da „punktuell“, so Greten. Die oft gestellte Frage nach der Anbindung bezieht sich aber auf etwas anderes: Die Erreichbarkeit Alfelds. Kai Greten hat dabei die Schiene im Blick, will Geschäftspartnern, die am Flughafen Hannover ankommen, die für sie unverständlichen Wartezeiten ersparen: Zugverbindungen im Halbstundentakt nach Alfeld, das ist sein Wunsch, auch im Sinne der Region insgesamt. Und damit stieß er bei MdB Westphal ganz besonders auf offene Ohren.

[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]

Jetzt Artikel teilen!