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Die Kraul & Wilkening u. Stelling GmbH hat sich vor mehr als hundert Jahren nicht ohne Grund direkt neben einer Bahnstrecke angesiedelt. Trotz Mittellandkanal und Autobahn vor der Tür gewinnt der Transportweg Schiene für den hannoverschen Alkoholveredler gerade wieder an Bedeutung.

[/vc_column_text][vc_column_text]Zu Zeiten des Bahn-Monopols war das schon manchmal kritisch“, erinnert sich Dr. Christian Pinkau, Technischer Direktor der Kraul & Wilkening u. Stelling GmbH (KWST). Da habe man manchmal  einfach nicht gewusst, wo sich die angeforderten Kesselwagen gerade befanden. Früher hielt auch er  den Schienenweg für starr und wenig flexibel. „Heute haben die meisten Waggons GPS, so dass wir  ihren Standort leicht abrufen können.“ Und aus Sicht des hannoverschen Alkoholveredlers hat sich infolge der Liberalisierung des Bahnverkehrs auch insgesamt einiges verbessert.

Jede Woche ein ganzer Zug

Die Schiene als Transportweg ist für das Unternehmen seit der Gründung vor 160 Jahren von großer Bedeutung. Heute erreichen das Firmengelände ein bis zwei Mal pro Woche 18 bis 19 Kesselwagen als Ganzzug. Der Versand an Kunden erfolgt meist per Einzelwaggon. Welchen Vorteil die Bahn für Kraul & Wilkening hat, verdeutlichen die Zahlen: „Ein Ganzzug kann mit bis zu 1000 Tonnen, manchmal sogar 1300 Tonnen beladen werden, bei einem LKW sind es nur 25 Tonnen.“ Ein Waggon schafft 65 bis 75 Tonnen, also knapp drei Mal so viel. „Die Bahn ist für uns auf jeden Fall das günstigste Transportmittel“, sagt der Technische Direktor. Das Binnenschiff liege preislich ähnlich, komme aber nur selten zum Zug, weil nur wenige Lieferanten an einer Wasserstraße liegen. Kleinere Mengen liefere KWST daher auch weiterhin mit dem LKW aus. Da würde sich ein Waggon nicht  lohnen. „Und genug Unternehmen haben heute ja auch einfach gar keinen Gleisanschluss mehr.“

Alkohol wird weltweit eingekauft und veredelt

Direkt neben der Bahnstrecke Hannover-Berlin baute Kraul & Wilkening 1870 die erste  Melassebrennerei Deutschlands, wenn nicht sogar Europas. Hier wurde aus dem Abfallprodukt der Zuckerherstellung aus Zuckerrüben Alkohol gebrannt – erst vor wenigen Jahren hat KWST die eigene Brennerei aufgegeben. Kerngeschäft ist heute die Veredlung von Alkohol in verschiedenen Güteklassen. „Wir kaufen weltweit Alkohol ein, den wir dann weiterverarbeiten, je nachdem wie es unsere Kunden wünschen“, erklärt Dr. Martin Pfendtner, General Manager des Unternehmens. Verkauft wird hochreiner Industriealkohol, der unter anderem zur Herstellung von Farben und Lacken eingesetzt, aber auch an die Lebensmittel- und Kosmetikindustrie geliefert wird. Auch im Bereich Kraftstoffe mischt KWST mit. Allerdings hat sich das junge Geschäftsfeld mit Bioethanol, den die Mineralölkonzerne dem E10-Sprit beimischen, bekanntlich nicht so dynamisch entwickelt wie erwartet.

10 Prozent Wachstum pro Jahr

Bis zum Jahr 2001 war Kraul & Wilkening Teil des regulierten deutschen Markts der Alkoholherstellung. Vom reinen Hersteller entwickelte sich das Unternehmen dann zum Veredelungsbetrieb. Und dabei ist es in den letzten Jahren im Schnitt stets um rund 10 Prozent gewachsen. Aus 30 Beschäftigten im Jahr 2010 sind gut 55 Mitarbeiter geworden. In Deutschland gehöre man zu den zwei führenden Anbietern von Industriealkoholen, in Europa sei man „auf jeden Fall unter den Top 5“, sagt Dr. Pfendtner. Der Jahresumsatz kletterte zuletzt auf rund 100 Mio. Euro. Logistisch ist das Unternehmen gut angebunden. Schiene, Autobahn und sogar einen Anleger für Binnenschiffe gibt es unweit des Mittellandkanals. Regelmäßig erhält KWST Alkohol aus Südamerika, der über Rotterdam und die Binnenkanäle nach Hannover-Misburg gelangt.

Zweiwege-Unimog von KWST

Mit einem Zweiwege-Unimog bewegt KWST die Waggons auf seinem Firmengelände. Foto: Georg Thomas

Was die Bahn betrifft, spürt Kraul & Wilkening in jüngerer Zeit ein deutlich erhöhtes Interesse bei seinen Kunden. „Die Vorteile der Eisenbahn gegenüber dem LKW sind zuletzt wieder deutlicher geworden. Der LKW galt immer als das flexibelste Transportmittel – aber das scheint sich momentan zu ändern“, sagt Pfendtner. „Durch Staus und die allgemein hohe Verkehrsbelastung auf den Autobahnen wird es immer unberechenbarer, wann ein LKW eintrifft.“ In der Hinsicht sei die Bahn inzwischen verlässlicher. Es gebe deutlich mehr Anfragen, wo Unternehmen wieder über die Schiene beliefert werden wollen. Nicht alles lässt sich realisieren. Gerade erst seien die Überlegungen eines Kunden an einer maroden Bahnbrücke gescheitert. Auch die Bahngleise auf dem Firmengelände von KWST sind schon einige Jahrzehnte alt, aber sie erfüllen bislang ihren Zweck. Als besonders herausfordernd empfindet das Unternehmen die Abwicklung des Bahntransports nicht. „Es ist wichtig, dass es bei Firmen mit Gleisanschluss jemanden gibt, der sich mit dem Geschäft auskennt“, sagt Pinkau, der auch Eisenbahnbetriebsleiter des Unternehmens ist. Bei der Abwicklung arbeitet KWST eng mit der Hafenbahn der Städtischen Häfen Hannover GmbH zusammen. Die Kesselwagen für das Unternehmen werden nah am Hauptgleis der Deutschen Bahn abgestellt und von dort von Mitarbeitern des kommunalen Betriebs zum Firmengelände gefahren. „Wir können das absprechen und bekommen die Waggons ganz nach unserem Bedarf.“ Auf dem eigenen Gelände kann sich Kraul & Wilkening die Waggons mit einem Unimog-Zweiwegefahrzeug hin- und herschieben. Das Unternehmen plant derzeit eine Erweiterung und eine Verbesserung der Logistik. Denn bisher kommen sich LKW und Bahn immer wieder in die Quere, sodass es zu Verzögerungen kommt. „Wir wollen daher ein zusätzliches Bahngleis bauen und dann den LKW-Verkehr vom Bahnverkehr trennen. Auch aus Sicherheitsgründen“, betont Pinkau. Gleichzeitig soll die bestehende Lagerkapazität von rund 25 000 Kubikmetern um rund 4000 Kubikmeter erweitert werden. Die Verladekapazität würde sich etwa verdoppeln. KWST hofft, dass man nach positivem politischen Beschluss noch in diesem Jahr mit dem Bau beginnen könne.

KWST – Ethanol Agraralkohol seit 1856

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