Am Hannover Airport sollen auch in den kommenden Jahren nachts Flugzeuge starten und landen können. Die bisherige Nachtflugregelung läuft Ende des Jahres aus. Die IHK Hannover begrüßt die geplante Sicherung der Nachtflugmöglichkeit, da so die Wettbewerbsfähigkeit des Flughafens als wesentlicher regionaler Standortfaktor gewahrt bleibt.
Der Flughafen Hannover hat, als einer der wenigen deutschen und als einziger norddeutscher Verkehrsflughafen seit seiner Inbetriebnahme im Jahr 1952 eine unbeschränkte Betriebsgenehmigung. Auch mit ihrer Neufassung von 1990 wurde keine Einschränkung des Nachtflugs vorgesehen. Allerdings werden seit 1969 zum Schutz vor Fluglärm befristete Beschränkungen getroffen, in denen Nachtflüge auf bestimmte, lärmarme Flugzeugtypen eingeschränkt werden. Die aktuelle Beschränkung aus dem Jahr 2009 läuft zum Jahresende aus. Ohne eine Neufassung wäre ab kommendem Jahr jede Art von Nachtflügen rechtlich zulässig.
Neue Regelung soll dauerhaft gelten
Das zuständige niedersächsische Wirtschaftsministerium hat nun den Entwurf einer Neufassung der Nachtflugregelung vorgelegt, der einige wesentliche Änderungen vorsieht. Grundlegend neu ist, dass die Betriebsbeschränkung unbefristet gelten soll. Darüber hinaus sind die Lärmgrenzwerte für Flugzeuge, die nachts fliegen, verschärft worden. Eine Reihe Ausnahmeregelungen wurde gestrichen. Unter anderem müssen nun auch verspätete Flugzeuge diese Lärmwerte einhalten und es gibt keine Sonderregelungen mehr für am Standort Hannover ansässige Airlines.
Der Flughafen Hannover gehört zu den zehn größten internationalen Verkehrsflughäfen in Deutschland. Im vergangenen Jahr wuchs das Passagieraufkommen um knapp 8 Prozent auf 6,3 Millionen Fluggäste, womit sich Hannover im bundesdeutschen Vergleich hinter Köln und vor Nürnberg einsortierte. Als einer der wenigen Verkehrsflughäfen in Deutschland arbeitet er rentabel und ist nicht auf staatliche Subventionen angewiesen. Dabei steht der Flughafen in intensivem Wettbewerb mit den nicht weit entfernten Flughäfen in Hamburg, Berlin, Bremen, Münster-Osnabrück, Paderborn und Kassel-Calden.
Für einen wirtschaftlichen Betrieb des Flughafens Hannover ist dabei das Alleinstellungsmerkmal des Nachtflugs eine unverzichtbare Voraussetzung. Ein Gutachten des ISP Eduard Pestel Instituts für Systemforschung aus dem Jahr 2018 belegt dessen besondere Relevanz. Ohne Nachtflug wären rund 2400 Beschäftigungsverhältnisse und knapp 30 Prozent des Umsatzes der Flughafengesellschaft gefährdet. Die Zahl der Fluggäste würde sich um ein Viertel verringern, da nur ein Teil des Geschäfts in die Tageszeit wandern würde. Laut dem Gutachten würden Fluggesellschaften ihre Verbindungen nicht einfach in die Tageszeit verlagern, sondern auch vollständig an andere Aiports ziehen.
Die nun geplante Regelung des Nachtflugs in Hannover ist aus Sicht der regionalen Wirtschaft akzeptabel. Einerseits kann sichergestellt werden, dass nachts nur noch lärmarme Flugzeuge fliegen dürfen und so eine größtmögliche Entlastung der Bevölkerung stattfindet. Hierfür sorgt die Verschärfung der Lärmwerte und Abschaffung der Ausnahmeregelungen. Außerdem kann mit der nun vorgesehen unbefristeten Beschränkung ausgeschlossen werden, dass ein Rückfall auf einen unbeschränkten Nachtflug möglich ist. Andererseits ergibt sich für den Flughafen wiederum die notwendige Planungssicherheit. Trotz schärferer Regelungen wäre damit weiterhin der für den Wettbewerb so wichtige Nachtflug möglich.
Bereits in den vergangenen Monaten hat eine umfangreiche Diskussion eingesetzt. Dabei wird von Bürgerinitiativen und Einzelpersonen, aber auch von einigen Kommunen, der Nachtflug generell, zum Teil sogar der Flugbetrieb überhaupt in Frage gestellt. Zu betonen ist, dass durch den Flugverkehr am Flughafen keine bestehenden Grenzwerte überschritten werden. Somit gibt es keine rechtlichen Voraussetzungen für weitere Einschränkungen des nächtlichen Flugverkehrs. Außerdem wird von vielen Kritikern meist nicht berücksichtigt, dass der Flughafen ein wichtiger Infrastrukturbestandteil und damit ein Standbein für die wirtschaftliche Prosperität, für Arbeitsplätze und Steuereinnahmen der gesamten Region und Niedersachsens ist. Rund 19 500 Arbeitsplätze hängen allein in der Region Hannover vom Flughafen ab, viele davon in den umliegenden Kommunen.