Rund 90 Teilnehmer beim IHK-Botschafterdialog Ostafrika belegen das hohe Interesse: Sechs Länder der Region waren vertreten, und aus dem Entwicklungsministerium Dr. Maria Flachsbarth. Die Staatssekretärin im Interview.
[/vc_column_text][vc_column_text]Mit der Bitte um eine kurze Antwort: Frau Flachsbarth, wie hat sich aus Ihrer Sicht aktuell das wirtschaftliche Potenzial Afrikas entwickelt?Afrika war in den letzten Jahren der am zweitschnellsten wachsende Markt der Welt, gleich hinter Asien. Zu diesem Erfolg haben auch bessere makroökonomische Rahmenbedingungen und eine höhere Diversifizierung beigetragen. Daran sieht man: Gute Wirtschaftspolitik zahlt sich aus.
Leider schlägt sich das Wirtschaftswachstum noch nicht ausreichend in Beschäftigung nieder. Um mit dem Bevölkerungswachstum mitzuhalten, braucht Afrika aber 20 Millionen neue Jobs pro Jahr. Entscheidend dafür ist der politische Wille der Regierungen. Deshalb unterstützt das Bundesentwicklungsministerium reformorientierte Regierungen dabei, ihre Länder zu attraktiveren Wirtschaftsstandorten zu machen. Da geht es um den Abbau von Handelsschranken, mehr Eigeneinnahmen, Rechtssicherheit und den Kampf gegen Korruption.
Eine der Haupthürden für kleine und mittlere deutsche Unternehmen in Subsahara-Afrika ist es, gute lokale Geschäftspartner zu finden. Wie können Initiativen des Entwicklungsministeriums hier helfen?
Das BMZ kommt dann ins Spiel, wenn es darum geht, Entwicklungsziele in unseren Partnerländern in Afrika zu erreichen. Unsere Agentur für Wirtschaft und Entwicklung bietet dafür Beratung und Expertise aus einer Hand. Sie informiert auch über Förderangebote, gerade für den Mittelstand. Zusätzlich haben wir eigene Experten in den Industrie- und Handelskammern, unsere EZ-Scouts, die auch persönliche Beratung für den Einstieg in den afrikanischen Markt anbieten. Wenn es dann konkret wird, also ein Partner gefunden ist, haben wir mit dem Entwicklungsinvestitionsfonds ein Paket auf den Weg gebracht, das sich sehen lassen kann. Rund eine Milliarde Euro stehen zur Finanzierung für deutsche und afrikanische Unternehmen bereit, vor allem für Start-ups und den Mittelstand. Beim Zugang zu lokalen Banken ist ein vom BMZ initiiertes Programm wichtig: Die DEG baut in unserem Auftrag Kontaktstellen für Unternehmen in soliden Partnerbanken vor Ort auf, die so genannten „German Desks“. Wichtig ist auch, dass die Bundesregierung den erhöhten Selbstbehalt für Hermes-Exportkreditgarantien für öffentliche Besteller aus afrikanischen Reformländern gesenkt hat. Er beträgt jetzt statt 10 nur noch 5 Prozent.
Welche weiteren Fördermöglichkeiten bietet das BMZ deutschen Mittelständlern?
Zentral sind die so genannten Entwicklungspartnerschaften mit der Wirtschaft, bei denen Unternehmen aus Deutschland gemeinsam mit Organisationen vor Ort bestimmte Vorhaben umsetzen: Hier wird die Innovationskraft von Unternehmen mit den Ressourcen und der lokalen Expertise der Entwicklungszusammenarbeit kombiniert. Ziel ist es, private Mittel für entwicklungspolitische Ziele zu gewinnen. Kosten und Risiken werden von den Partnern geteilt.
Das Programm develoPPP.de steht deshalb allen deutschen und europäischen Unternehmen offen, die nachhaltig in Entwicklungsländern investieren möchten. Im Fokus stehen zum Beispiel Kooperationen bei der Schulung von Fach- und Führungskräften, der Zertifizierung lokaler Produkte und Verfahren und beim Aufbau öffentlicher Infrastruktur.
Wie unterstützt das BMZ deutsche Unternehmen bei der Suche und Qualifizierung von Fachkräften in den Ländern Ostafrikas?
Berufliche Bildung ist Schwerpunkt unserer Arbeit. Deshalb haben wir eine neue Sonderinitiative zu Ausbildung und Beschäftigung gestartet, mit der wir Partnerschaften zwischen europäischen und afrikanischen Firmen fördern. Allein mit den bereits in Äthiopien und zudem in Nordafrika, in Marokko und Tunesien gestarteten, Maßnahmen sollen bis 2021 rund 6000 Menschen eine Ausbildung und Qualifizierung erhalten – und zwar vor allem in Kooperation mit deutschen Unternehmen vor Ort. In Tunesien wollen wir zum Beispiel mit drei deutschen Automobilzulieferern zusammenarbeiten, um eine Ausbildungsstätte aufzubauen. Mit den zusätzlichen Fachkräften sind die Firmen in der Lage, ihre Produktion auszubauen und über 7000 neue Arbeitsplätze zu schaffen. Zusätzlich unterstützen wir Berufsbildungspartnerschaften von Verbänden und Unternehmen in Ostafrika, zum Beispiel im Kfz-Bereich. Wichtig sind auch die entsandten Fachkräfte, wir nennen sie ExperTS. Ein solcher Experte arbeitet in Ostafrika etwa in der AHK in Nairobi. Das funktioniert gut für die Unternehmen mit Niederlassungen in Afrika.
Schon heute arbeiten wir stark mit Unternehmen zusammen. Denken Sie an unsere Berufsbildungsallianz mit Siemens in Ägypten, wo 5.500 Fachkräfte in Mechanik, Elektrotechnik und Automatisierungstechnik ausgebildet werden. In Äthiopien besteht eine Berufsschulkooperation mit dem Werk eines Lizenzpartners von MAN. Und dank unserer Kooperation mit Knauf erhalten mehrere tausend Menschen eine Ausbildung im Trockenbau, unter anderem in Ghana und Tunesien. Wir unterstützen dabei mit einem innerbetrieblichen Ausbildungszentrum.
Als Brücke in die Länder Afrikas und als Fachkräfte vor Ort können Geflüchtete, die in ihre Heimat zurückgehen, für deutsche Unternehmen bedeutsam sein. Welche Angebote gibt es seitens des BMZ, damit Rückkehrer sich in ihren Heimatländern eine neue Existenz aufbauen können?
Zukunftsperspektiven vor Ort zu schaffen ist Schwerpunkt all unserer Maßnahmen. Diese Angebote stehen auch Rückkehrern aus Deutschland offen. Mit unserem Programm „Perspektive Heimat“ unterstützen wir Rückkehrer ganz gezielt bei der Wiedereingliederung in die Herkunftsländer – mit Weiterbildung, Jobvermittlung und Unterstützung bei der Existenzgründung. Dabei qualifizieren wir Rückkehrer auch schon in Deutschland, damit der Start besser gelingt. Allein 2018 haben wir 13 500 Maßnahmen zur Reintegration durchgeführt und mehrere tausend Menschen in Jobs vermittelt oder bei Unternehmensgründungen unterstützt.[/vc_column_text][vc_separator][vc_column_text]Afrika-Engagement der IHK – Die IHK Hannover setzt ihre Veranstaltungen zu Afrika mit einem Seminar am 7. März zum Exportgeschäft mit den Subsahara-Ländern fort. Konkret geht es um Zoll und Zertifizierung bei Lieferungen in diese Region. Subsahara umfasst auch die Länder Ostafrikas, die beim Botschafterdialog in der IHK Hannover vertreten waren, also Äthiopien, Djibouti, Kenia, Ruanda, Sudan, Südsudan und Uganda. Außerdem geht es um weitere Länder im Westen und Süden des Kontinents wie etwa Nigeria, den Senegal oder Südafrika. Zusätzlich zu Seminaren und Länderveranstaltungen gibt es bei der IHK eine Unternehmer-Arbeitsgruppe Afrika, die sich drei- bis viermal im Jahr trifft. Die Teilnahme ist kostenlos und offen für alle interessierten Unternehmen.
Kontakt: IHK Hannover, International, Tonio Boer, Tel. 0511/3107-501, boer@hannover.ihk.de
Roberto Duarte ist seit 2017 EZ-Scout bei der IHK Hannover und bildet damit die Schnittstelle zum Bundesentwicklungsministerium (BMZ) und zur Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ). Er berät unter anderem zu Fördermöglichkeiten bei Unternehmensprojekten in Schwellen- und Entwicklungsländern, etwa auch zum Programm develoPPP, das gerade in eine neue Runde gegangen ist.
Kontakt: Roberto Duarte, EZ-Scout bei der IHK Hannover,
Tel. 0511/3107-516, ez-scout@hannover.ihk.de[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]