Bunte Fantasiefiguren, die in Fünferteams gegeneinander antreten – gesteuert von Spielern über das Internet oder vor großen Bildschirmen, weltweit gestreamt und kommentiert von Reportern, gegen die Herbert Zimmermann („Aus! Aus! Aus! Aus! Das Spiel ist aus!“) ein laues Lüftchen ist. Oder Fußball, nicht mehr auf’m Platz, sondern an der Konsole, als Simulation. Und das soll Sport sein? Viele in den Sportverbänden sagen: nein. Die Bundesregierung sagt: ja. Und auch Hannover 96: ja.
Der Bundesligist steigt verstärkt in den E-Sport ein, stellt ein professionell geführtes Fifa-Team auf. 96-Manager Horst Heldt machte bei der Vorstellung vor der Presse unmissverständlich klar, dass für ihn elektronischer Sport eben Sport ist. Die Fragen von Sportjournalisten ließen dagegen so manchen Zweifel erkennen: Gefühlt geht Sport für sie irgendwie anders. Aber auch sie werden umdenken müssen.
Lassen wir die ganzen Definitionsversuche (Ist Sport, wenn man schwitzt? Und wenn ja: Was ist dann mit Darts oder Golf?) mal weitestgehend links liegen. Nur ganz kurz: E-Sport fordert beim Spiel selbst wenig körperliche Bewegung – wie Schach. Es ist ein Wettbewerb nach Regeln – wie eigentlich jeder Sport. Leistung und Erfolg werden exakter erfasst als selbst beim Rennrodeln und weit genauer als beim realen Fußball mit den vielen neuen Einflussmöglichkeiten durch den Video-Schiedsrichter und erst recht objektiver als beim Turniertanzen.
Es ist die Vorstellung, die entscheidet, was Sport ist und was nicht. Und die Millionen, die auf Internet-Plattformen oder in Arenen Fifa, League of Legends oder andere Wettkämpfe verfolgen, interessieren sich eh nicht für eine Definition. Sie wollen entweder Spaß haben oder sehen, wer gewinnt. Für alle anderen heißt das: Einfach anfangen, anders zu denken. Die Digitalisierung verändert den Sport – wie alles andere auch. Deshalb ist E-Sport ein so guter Hebel, um sein Denken zu verändern. Ja, das Spiel mit digitalen Fantasiefiguren oder virtuellen Fußballer als Sport zu begreifen, ist ein ziemlicher Schritt, bei dem man lieb gewordene Einstellungen nicht nur hinterfragt, sondern auch über Bord schmeißt. Und das fordert die Digitalisierung nicht nur beim Sport, sondern bei allem anderen auch. pm[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]