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Nach vielen Jahren im Musikbusiness war James Lansford plötzlich arbeitslos. 2017 hat der 58-Jährige eine Umschulung zum Kaufmann für audiovisuelle Medien bei CMM in Hannover begonnen.
[/vc_column_text][vc_column_text]James Lansford drückt nach 40 Jahren noch einmal die Schulbank. Der 58-Jährige, geboren in Los Angeles, hat im August vergangenen Jahres eine Umschulung zum Kaufmann für audiovisuelle Medien bei der CMM GmbH in Hannover begonnen. Jeden Mittwoch sitzt er zusammen mit meist frisch von der Schule gekommenen Anfang-Zwanzigern in der Multimedia BBS auf dem Expo-Gelände. Als Umschüler muss er sich allerdings in zwei Jahren die in der Berufsschule vermittelten Theoriekenntnisse aneignen, für die die Auszubildenden drei Jahre lang Zeit haben. Im Mai hat er die Zwischenprüfung geschafft – mit „ausreichend“ wie er sagt. Seit August drückt er nun mit Auszubildenden aus dem dritten Lehrjahr die Schulbank. Den Berufsschulunterricht aus dem zweiten Ausbildungsjahr muss er selbstständig nachholen.

Lansford hat nach seinem Schulabschluss mit 17 angefangen, in einer Fabrik seiner Heimatstadt im Büro am Computer zu arbeiten. „Tippen“, sagt der freundliche Amerikaner. In seiner Freizeit hat er in den 80er Jahren in Bands gespielt, zum Geldverdienen hat er im Plattenladen gearbeitet und schließlich in einer Plattenfirma gejobbt. Mit 28 blieb er nach dem Besuch eines Musikerfreundes in Hannover hängen. „Ich habe Leute hier kennengelernt und fand Hannover super“, sagt Lansford mit seinem amerikanischen Akzent. Fast 20 Jahre lang arbeitete er beim hannoverschen Independent-Label SPV im Bereich Künstlerpflege und –betreuung. 2016 wechselte er zu einer Plattenfirma in den hohen Norden, wurde aber wenig später wegen finanzieller Probleme im Unternehmen entlassen. „Der Markt hat sich verändert, der physische Vertrieb von Tonträgern ist nicht mehr so da“, erklärt er. Dann war Lansford arbeitslos. „Mein erster Gedanke war, mich selbstständig zu machen. Beim Ausfüllen des Businessplans merkte ich: Das wird schwierig, auf die Umsätze zu kommen.“

Bei der Kundenakquise traf er auf Wolfgang Rott. Man kannte sich seit Jahren aus dem Musikbusiness. Der 62-Jährige vermarktet mit seinem 1990 gegründeten Unternehmen CMM Bands und Events aus Rock und Heavy – darunter auch Iron Maiden. Aktuell bereitet Rott mit seinem Team die europaweite Marketingkampagne für die Kreuzfahrt 70 000 Tons of Metal vor, die im Januar von Fort Lauderdale startet. „Im Gespräch kam die Idee einer Ausbildung, damit ich alles verstehe, was außer Künstlerpflege hier geht. Nach mehr als 25 Jahren wusste ich, dass das, was ich gemacht habe, kein Beruf ist“, erzählt Lansford. Rott erkundigte sich bei der Arbeitsagentur nach einer Umschulung. Die gab grünes Licht für die sogenannte „betriebliche Einzelplatzumschulung“. Der Deal: Das Unternehmen bezahlt eine Ausbildungsvergütung, die Arbeitsagentur stockt auf und sichert so den Lebensunterhalt des Umschülers.

„Am Anfang wusste ich nicht, was will die Schule von mir? Meine Schulbildung ist aus den 70ern. Ich wusste erst nach sechs Monaten, dass mündliche Zusammenarbeit wichtig ist. Die ersten Arbeiten waren katastrophal. Aber dann habe ich mich verbessert“, erzählt Lansford. „Am Anfang war alles extrem schwierig und er wollte alles hinschmeißen“, berichtet Rott. „Obwohl er sehr gut Deutsch spricht, gibt es Terminologien, die er nicht kannte, beispielsweise aus der Buchhaltung. Es war ein Anfangsschock für ihn, wieder auf der Schulbank zu sitzen.“

„Ich sage immer, ich habe LA verlassen, habe hier eine Frau und eine Tochter. Auch die Mitschüler sind super. Es ist lustig dahinzugehen und interessant“, sagt der Amerikaner besonnen. Nur wenn ein Lehrer die Kalkulation einer CD erklärt, sagt er: „CDs gibt es nicht mehr, deswegen sitze ich hier. Ich würde viel lieber den Algorithmus vom Online-Vertrieb lernen.“ Sein Ziel ist, bei CMM zu bleiben. „Ich habe ein Konzept vorgeschlagen, das bringt Umsatz für die Firma. Das möchte ich hier etablieren, damit es ein sicherer Arbeitsplatz wird, auch für mehr Leute“, so Lansford. „Aber wenn es nicht klappt, habe ich zumindest die Ausbildung geschafft!“

Im Sommer nächsten Jahres ist Abschlussprüfung. „Das wird schwer. Vor allem Statistik wird schwer. Aber es ist ein Superding.“ Schafft sein Zögling das? „Ich glaube schon“, meint Rott.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]

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