Die Gefahr eines Moral Hazard besteht immer dann, wenn sich ein Vertragspartner durch den Abschluss eines Vertrages davon befreien kann, die möglichen Folgen seines Handelns selbst tragen zu müssen. Machen wir’s anschaulich an einer Versicherung gegen Fahrraddiebstahl. Das Risiko des Einzelnen, dass sein Fahrrad gestohlen wird, wird durch die Versicherung zum Risiko des Versicherungskollektivs: Wird das Fahrrad gestohlen, zahlt die Versicherung. Ohne Versicherung schützt man sein wertvolles Fahrrad gegen Diebstahl. Mit Versicherung besteht die Gefahr, dass man es mit diesem Schutz nicht mehr so genau nimmt. Denn man bleibt ja auf dem Schaden nicht sitzen.
Soweit die Perspektive des Einzelnen. Handeln aber viele Versicherungsnehmer in dieser Weise und schützen ihr Fahrrad nicht mehr so gut wie zuvor, werden in der Folge die Diebstähle der schlecht oder gar nicht gesicherten Fahrräder zunehmen. Die Schäden hat die Versicherung zu tragen. Aber was resultiert daraus? Die Versicherungsprämien werden steigen. Damit wird die Versicherung für bestimmte Fahrradbesitzer unattraktiv: für die, deren Fahrrad nicht so wertvoll ist, dass sich die gestiegenen Prämien noch lohnen. Und für die, die ihr Rad nach wie vor gut sichern – die „guten“ Versicherungsnehmer: Auch für sie rechnet sich die Versicherung ab einer gewissen Beitragshöhe nicht mehr, da sie im Verhältnis zu ihrem tatsächlichen Risiko jetzt viel zu teuer ist. Sie kündigen ihre Versicherung, was zu weniger Prämieneinnahmen führt. Und da tendenziell die Versicherten bleiben, die erstens teuere Fahrräder und zweitens keine Lust auf sorgfältigen Diebstahlsschutz haben, drohen weitere Prämiensteigerungen. Was wieder zu neuen Vertragskündigungen führt. Und so weiter. In der Versicherung verbleiben im Extremfall also nur die „schlechten“ Risiken. Auf diese Weise kann Moral Hazard zu einem Marktversagen führen. Denn der Versicherungsmarkt für die eigentliche Zielgruppe funktioniert nicht, weil ein Anreiz besteht, sich nach dem Abschluss der Versicherung anders, und zwar risikoreicher zu verhalten als vorher. Und die Versicherung kann das tatsächliche Verhalten ihrer Kunden nicht kontrollieren. Bei einem Hasardspiel setzt man leichtfertig sein Glück aufs Spiel – beim Moral Hazard durch fragwürdiges Verhalten die Möglichkeit, bestimmte Risiken zu versichern.[/vc_column_text][vc_single_image image=“3291″ img_size=“medium“ add_caption=“yes“][/vc_column][/vc_row]