Dabei ist die Bedeutung digitaler Leistungen und überhaupt der Digitalisierung deutlich höher, als es der Anteil des Geschäftsbereich IT von 1 Prozent am TÜV-Umsatz ausweist. Die rund 2,5 Millionen digitalen Hauptuntersuchungen, die der TÜV durchgeführt hat, fallen beispielsweise in den Bereich Mobilität. Vorstandschef Dr. Dirk Stenkamp betonte die Bedeutung der Digitalisierung für den TÜV anhand einer ganzen Liste von Projekten und Entwicklungen. Auch digitale Aufzugsprüfungen sind bereits möglich, 30.000 hat der TÜV bereits abgenommen. Bei der digitalen Fahrzeugbewertung sei es gelungen, die Zeit bis zum fertigen Gutachten von zwei Tagen auf bis zu eine Stunde zu reduzieren. Der TÜV hat dazu ein Unternehmen übernommen, das sich darauf spezialisiert hat. Stenkamp wies auf das Projekt Diginet-PS des Bundesforschungsministeriums hin, einer Teststrecke für autonomes Fahren entlang der Straße des 17. Juni in Berlin: Auch hier sei der TÜV beteiligt. Bei der Digitalisierung im Bergbau hat der Prüfkonzern vorausschauende Wartung (predictive maintenance) im Blick, ebenso die GPS-Navigation unter Tage oder die 3-D-Dokumentation. In China ist der TÜV mit einen Blockchain-Projekt zur genauen Abrechnung von Energieflüssen unterwegs. In Deutschland bezieht Stenkamp klar Position für die 5G-Technik im Mobilfunk als Basis für autonomes Fahren und Industrie 4.0. Gerade erst habe man die Sicherheit von Sprachassistenz-Systemen getestet, und überhaupt beschäftige sich der TÜV seit rund 20 Jahren mit Cybersicherheit und habe in manchen Bereichen sogar „gewisse Alleinstellungsmerkmale“.
Konzernchef Stenkamp sieht das in der Tradition des Unternehmen, das im kommenden Jahr 150 Jahre alt wird und „alle industriellen Revolutionen begleitet hat“, angefangen beim Dampfkessel. Und jetzt eben Informationstechnik. Allerdings: Ging es in der ersten industriellen Revolution darum, den Menschen vor der Technik zu schützen, insbesondere vor unvermittelt explodierenden Dampfkesseln, so kommt heute hinzu, „auch die Technik vor dem Menschen und vor sich selbst zu schützen.“
Der TÜV Nord ist heute international tätig, in vielen Ländern mit Tochtergesellschaften und mit Projekten insbesondere im Bereich Rohstoffe nahezu überall auf der Welt. Rund 26 Prozent seines Umsatzes erwirtschaftet der Konzern außerhalb Deutschlands. Das ist aber nach dem Willen der TÜV-Nord-Manager allenfalls ein Zwischenstand. Mittelfristig soll der Auslandsumsatz auf über 30 Prozent steigen, und einer längerfristigen Perspektive, in zehn bis 15 Jahren, peilt Finanzvorstand Himmelsbach 40 bis 50 Prozent an. Die Wachstumsschwerpunkte sollen nach seinen Worten in Europa und Asien liegen, aber auch – über den Geschäftsbereich Rohstoffe – in Afrika. Dabei setzt der TÜV auch weiterhin unter anderem auf den Kauf von Unternehmen im In- und Ausland.
Himmelsbach bezeichnete 2017 als „solides Jahr mit vielen Investitionen.“ So soll es auch weitergehen: Nach einem planmäßigen Start erwartet er einen Umsatz von rund 1,22 Mrd. Euro bei einem Wachstum über alle Geschäftsbereiche. Die Rendite solle sich erneut auf dem Niveau des vergangenen Geschäftsjahres einpendeln.
Der TÜV Nord beschäftigt heute mehr als 10.500 Mitarbeiter, davon 7600 in Deutschland. Im vergangenen Jahr kamen 400 Stellen hinzu. Auf einen zunehmend enger werdenden Arbeitsmarkt arbeitet der TÜV an seiner Attraktivität als Arbeitgeber, wie Personalvorstand Harald Reutter betonte. Man habe beispielsweise die eigenen Stellenausschreibungen daraufhin untersucht, ob sie für Frauen einladend genug seien. Über Stellenbesetzungen entschieden nur gemischtgeschlechtliche Teams. Der Konzern bemüht sich, „gendersensibel“ am Arbeitsmarkt aufzutreten. Der Anteil der Frauen beim TÜV liegt heute bei 29 Prozent. Auch mit der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, und zwar, so Reutter, gerade in „herausfordernden Lebensphasen“ beschäftigen sich die Hannoveraner: Dabei werde heute die Pflege zunehmend wichtiger als die Erziehung.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][/vc_row][vc_row][vc_column][/vc_column][/vc_row]